Dienstag, 3. Januar 2017

Pedro Almodóvar kehrt zurück zu seinen Frauen: »Julieta«.

Ich bin froh, dass Pedro Almodóvar nach seinen letzten beiden Experimenten wieder zu dem zurück findet, was ihn für mich so groß macht: Filme über Frauen, ihre Leben, ihre Geschichten und ihre Geheimnisse. »Julieta« wirkt einem in seiner Stimmung und seiner Poetik so vertraut und entwickelt sich zu einem fantastisch erzählten Film voller Gefühl, Tragik und Schmerz. Nicht vergleichbar mit seinen großen Meisterwerken, aber Pedro erschuf endlich wieder nachdenkliches feminines Gefühlskino.



Samstag, 31. Dezember 2016

Mein Kinojahr 2016.

1. The Neon Demon von Nicolas Winding Refn 9/10 
3. Julieta von Pedro Almodóvar 8/10
4. Nerve von Ariel Schulman & Henry Joost 8/10
5. Brooklyn von John Crowley 8/10 
6. Sing von Garth Jennings 8/10
7. Findet Dorie von  Andrew Stanton & Angus MacLane 8/10
8. Sing Street von John Carney 8/10
9. Raum von Lenny Abrahamson 8/10
10. Ein Mann namens Ove von Hannes Holm 8/10
11. Zoomania von Byron Howard & Rich Moore 8/10
12. Bridget Jones‘ Baby von Sharon Maguire 7.5/10
13. Café Society von Woody Allen 7/10
14. Ghostbusters von Paul Feig 7/10 
15. Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln von James Bobin 7/10
16. The Witch von Robert Eggers 7/10
17. The Lady in the Van von Nicolas Hytner 6,5/10 
18. Der Schmane und die Schlange von Ciro Guerra 6/10 
19. Pets von Chris Renaud & Yarrow Cheney 6/10 
20. The Jungle Book von Jon Favreau 6/10 
21. Im Himmel trägt man hohe Schuhe von Catherine Hardwicke 5,5/10 
22. Genius von Michael Grandage 5.5/10 
23. Holding the Man von Neil Armfield 5/10 
24. Underworld: Blood Wars von Anna Foerster 5/10
25. Hardcore von Ilya Naishuller 5/10 
26. The Danish Girl von Tom Hooper 5/10
27. The Big Short von Adam McKay 5/10
28. The Nice Guys von Shane Black 5/10
29. Eddie the Eagle von Dexter Flecher 5/10
30. The Hateful 8 von Quentin Tarantino 4/10
31. Die Insel der besonderen Kinder von Tim Burton 4/10
32. Hail, Caesar! von Joel & Ethan Coen 4/10
33. Conjuring 2 von James Wan 4/10
34. 10 Cloverfield Lane von Dan Trachtenberg 4/10
35. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman 4/10
36. Batman v Superman: Dawn of Justice von Zack Snyder 3/10 
37. The Huntsman & the Ice Queen von Cedric Nicolas-Troyan 3/10
38. Dirty Grandpa von Dan Mazer 2/10

Freitag, 5. August 2016

Selten passte eine Stadt besser zu seiner Protagonistin: Vivien Leigh in »Der römische Sommer der Mrs. Stone«.

The Roman Spring of Mrs. Stone
Drama | GB 1961 | 100 Minuten | FSK 12 | Regie: José Quintero

Es ist wunderschön, wenn wir Rom, die Stadt der ewigen Schönheit, immer wieder als eine Art Parallele zu unserer Protagonistin Karen Stone erkennen. Denn genau wie Rom ist auch Karen, gespielt von einer atemberaubenden Vivien Leigh, auf der Suche nach der großen Pracht, dem ewigen Glück und der Leichtigkeit des Lebens. Und gleich zu Beginn des Films offenbart der Erzähler, dass Karen aufgrund ihrer Trauer in der Vergangenheit lebt und ihr Rom tröstlich und beruhigend erscheint – Rom, die „vergangene“ Stadt überhaupt, in der man sich vorkommt, als laufe man auf Historik herum. Vivien Leigh spielt Karen, die nach dem Tod ihres Mannes und dem langsamen Niedergang ihrer Karriere verzweifelt auf der Suche nach Halt, Sinn oder einfach Irgendetwas ist, mit einer solchen Eleganz und Melancholie, die dem Leerlauf und der Melodramatik des Films eine ganz neue Substanz verleiht. Und wenn sie sich mit gläsernen Augen durch Rom wühlt, da bekommt man eine richtige Gänsehaut.



Donnerstag, 7. Juli 2016

Elle Fanning im Modebusiness von L.A.: Nicolas Winding Refns »The Neon Demon«.

The Neon Demon
Drama | DK/FR/US 2016 | 110 Minuten | FSK 16 | Regie: Nicolas Winding Refn

Ich bin ein Ästhet. Ich liebe schöne Dinge. Und ich liebe schöne Filme mit einzigartiger Ästhetik. Und ich wollte nicht auch noch darüber schreiben, aber selbstverständlich geht es in diesem Film um die Schönheit. Zuerst dachte ich, er handelt in seiner ganzen Oberflächlichkeit und seiner sinnlosen Suche nach Beauty von Nichts. Doch wie der Film selbst sagt, ist Schönheit »das Einzige«. 

Es würde mir unfassbar leicht fallen, diesen Film schlecht zu machen. Natürlich ist er langweilig und das liegt eindeutig vor allem daran, dass er unheimlich berechenbar ist. Auch hat »The Neon Demon« rein gar nichts Neues über die Modebranche zu erzählen. Wir kennen die Widersprüchlichkeit des Schönheitsideals, das auf der großen Suche nach der natürlichen Schönheit ist, und wenn keine Schönheit da ist, so wird an bestimmten Stellen nachgeholfen. Das sehen wir alles in dem Film. Die einmalige, natürliche Schönheit wundervoll von Elle Fanning verkörpert. Und die austauschbaren Huren des Laufstegs, gespielt von Abby Lee und Bella Heathcote. Alles endet in einer Flut aus Neid und Wahnsinn. 

Das Interessante in meinen Augen ist jedoch, dass Refn einen völlig gestalteten, stilvollen Film über Stil machte – man könnte auch sagen: einen schönen Film über Schönheit oder einfach einen oberflächlichen Film über die Oberfläche. Der Film selbst ist die ganze Zeit unaufhaltsam auf der Suche nach Schönheit, nach der nächsten schönen Belichtung, nach dem nächsten Farbfilter oder nach der nächsten großen Symbolik. »The Neon Demon« hat es nicht mehr nötig, sich mit dem Innenleben der Figuren zu beschäftigen – was doch dem Business so unfassbar nahe kommt, welches dies nämlich auch nicht tut. Er trägt seine ganze Erzählung auf die Äußerlichkeit. Wir haben es nur noch mit Körpern oder wandelnden Leinwänden zu tun. Wie bei einem Gemälde. Form ist Inhalt.






Freitag, 24. Juni 2016

Bustillo & Maury am Tiefpunkt: »Among the Living – Das Böse ist hier« ist dümmlicher Horrormist.

Aux yeux des vivants
Horror | FR 2014 | 90 Minuten | FSK 18 | Regie: Alexandre Bustillo & Julien Maury

Kaum zu glauben, dass dies ein Film von Bustillo und Maury ist. Was ihre vorherigen Filme so besonders machte, war ihr Gespür für Stimmung, für Atmosphäre und für punktgenauen Nervenkitzel. Dieser Film hingegen ist ein räudiges, stumpfes Potpourri aus Schund und Dummheit. Ich respektiere und liebe die Vielfalt, die Kreativität und den Mut des Horrorfilms, aber ich bin erschrocken, was für ein dümmliches, geistloses und lächerliches Filmchen Bustillo und Maury hier erschaffen haben. Was die Leute als »wirr« bezeichnen und dass »oben nicht zu unten« passe, ist das Ergebnis aus einer kindischen Abfolge von Ideen und Inspirationen, irgendwo zwischen Stephen King, 80er-Jahre US-Horror und Dario Argentos beschissenem Spätwerk. Als »Among the Living« dann immer mehr ins familiäre Sozialdrama gezogen wird, am Ende sogar am Grabe gemeinsam getrauert wird und das alles ernst gemeint ist, war mir richtig übel.



Mittwoch, 22. Juni 2016

Die nachdenkliche Dokumentation über Cristiano Ronaldo, den besten Fußballspieler der Welt.

Ronaldo
Dokumentarfilm | GB 2015 | 102 Minuten | FSK 0 | Regie: Anthony Wonke

Dieser Film hat tatsächlich etwas Verstörendes an sich. Er könnte in seinen stillen Momenten sogar von einem Refn gefilmt sein und er ist so sentimental, dass er einem Iñárritu gleicht. Wenn dann auch noch diese schwermütige Musik im Hintergrund eingespielt wird oder eine unvergleichlich melancholische Stimmung aufkommt, als Cristiano Ronaldo »Stay« von Rihanna trällert und im Wechsel ein Moment mit seinem Sohn bei einem Feuerwerk gezeigt wird, dann bekommen die schönen glänzenden Bilder fast schon eine tiefe Nachdenklichkeit. 

Ronaldo ist eine Oberfläche, eine Marke und ein Werbeplakat. Und er ist sich dessen bewusst. Er weiß, dass er ein großes Ego hat und er weiß, wie er nach außen wirkt und was die Leute sagen. Umso interessanter ist dieser Film, in dem wir ihm ganz nah sind und eigentlich auch nicht. Außergewöhnlich ist, dass wir trotz der Nähe wenig über ihn erfahren, was wir nicht schon wussten. Es ist ein unnahbarer Film über eine unnahbare Persönlichkeit. Vielleicht weil Ronaldo nicht viel mehr hat als den Sieg, den Luxus und seine Mutter. In diesem Film bekommt der Zuschauer jedenfalls immer wieder dieses bedrückende Gefühl – auch ein Grund dafür, dass so viele den Film »gruselig« oder »traurig« fanden. Es ist fast krankhaft, wie Ronaldo den Sieg vergöttert. Es gibt nichts anderes in seinem Leben als den Sieg. In einer Szene sagen seine Freunde, er sei nie zufrieden mit dem, was er habe. Er wolle immer mehr. Und dann bekam er einen Sohn, der vielleicht das größte Geheimnis von allem ist. Als Ronaldo davon spricht, dass er niemandem sagen möchte, wer die Mutter ist, kommen einem fast die Tränen: »Die Leute spekulieren, wer die Mutter ist. Ich habe es keinem gesagt und ich werde es nie sagen. Und später, wenn er erwachsen ist, werde ich mit ihm sprechen und ihm sagen, was ich getan habe, was ich fühlte und was mir durch den Kopf ging.« Ich glaube, in ihm steckt eine große Sehnsucht. Als wolle er vor lauter Einsamkeit eine kleine, glückliche, unschuldige Seele in seiner kühlen Designervilla haben. Und es ist schön, die beiden zu sehen. Als habe der siegessüchtige Weltstar ein wenig mehr Sinn im Leben gefunden.



Montag, 20. Juni 2016

Mein Filmranking: Baz Luhrmann.

Für Baz Luhrmann gibt es nichts Schöneres als die Musik, den Tanz und die großen Gefühle. Manchmal denke ich, wie schön es wäre, wenn die ganze Welt sich nur für diese Künste interessieren würde. Ich liebe seine Verspieltheit und sein Geschick, die Nostalgie und das längst als veraltet Abgestempelte in die Moderne zu bringen – und so doch irgendwie »die Vergangenheit zu wiederholen«.
  1. Der große Gatsby  10/10
    »All die strahlenden, kostbaren Dinge vergehen so schnell und sie kommen nicht zurück.« Ich könnte den ganzen Tag nichts anderes tun, als aus diesem Gefühlsmeisterwerk zu zitieren.
  2. Moulin Rouge  8/10
    OMFG
  3. William Shakespeares Romeo + Julia  8/10
    Unvergleichlich.
  4. Australia  8/10
    Hugh, Nicole, Australien.
  5. Strictly Ballroom  8/10
    Natürlich noch etwas naiv, aber gerade deshalb so süß und freimütig.