Drama | BE/DE/DK/FR/GB 2013 | 118 Minuten | FSK 16 | Regie: Lars von Trier
Ich hatte wirklich Angst vor »Nymphomaniac«. Davor, dass Lars sich irgendwo verloren und verrannt hat und plötzlich unaufhaltsam ärgern will, mit einer Starbesetzung hoch zehn abhebt, mit Rammstein offensichtlich aufstachelt und plötzlich auch noch alles wie einen absurden Witz aussehen lässt – auf einmal lese ich in Kommentaren zu einem Larsi-Film so etwas wie der Film sei lustig. Und ja: Irgendwie ist »Nymphomaniac: Teil 1« tatsächlich nicht wirklich typisch oder charakterisierend für Lars von Trier. So leicht kam mir ein Lars von Trier nie vor. Anders als in seinen anderen Filmen wird ganz eindeutig Schritt für Schritt aus erster Hand erzählt, was seine Heldin, sein Alter Ego Frau, auf ihrem Weg erlebt und empfindet. Wo wir bei Justine aus »Melancholia« oder der Frau aus »Antichrist« eigentlich immer auf mehrdeutige, tiefsinnigere Dialoge, Handlungsschritte und Gedanken achten mussten, um einen (subjektiven) Sinn zu ziehen oder die Figur zu verstehen und letztlich auch Larsis Absicht nachvollziehen zu können, so macht es »Nymphomaniac« einfacher, da die Geschichte uns ganz greifbar und handfest geschildert und nicht selten auch noch deutlich visualisiert wird – durch Zahlen, Leoparden, Puzzles und Fliegenangeln. Nicht, dass diese Vorgehensweise nicht zum Denken anregen würde. Das Interessanteste aber an »Nymphomaniac« ist eigentlich Larsis Entwicklung, denn ohne nun sagen zu wollen, es sei sein bester Film – und das ist er meiner Meinung nach wirklich nicht – ist dies sicherlich sein erwachsenster Film hinsichtlich seiner Größe, dem Aufbau und dem Plan, und gleichzeitig auch sein kindlichster Film hinsichtlich seinem süßen Umgang mit der jungen Sexualität und seinem – oh Gott – Humor (!). Die kleinen Sexszenchen sollten in der 2-Stunden-Fassung eigentlich nicht die Rede wert sein. In mir brodelt das Gefühl, dass Lars da einen sehr seltsamen, aber auch irgendwie einen doch gar nicht so schlimmen Film gebraut hat. Auf jeden Fall sehr verdaulich. Aber wir haben ja eh nur die Hälfte bisher sehen dürfen. Faszinierend ist der neue Lars von Trier auf jeden Fall.
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