Freitag, 29. März 2013

Wong Kar Wais neustes Kunstwerk: »The Grandmaster« und seine Überraschung.

Yut doi jung si
Biopic | China/Hongkong 2013 | 130 Minuten | Regie: Wong Kar Wai


So wunderschön Wong Kar Wai in »The Grandmaster« seine Poesie aus Bildästhetik, Musik und diesmaliger Kampfkunst in die Kinowelt zaubert, so schaffen es Emotionen durch ungewohnte Figurendistanz und tatsächlich auftretender kühlen Langatmigkeit diesmal leider selten, wirklich auf den Zuschauer überzuspringen. Nichtsdestotrotz verspüren wir die großen Momente der Kampfkunst und noch viel mehr den philosophischen Verstand dieser, die Wong Kar Wai auf beeindruckende Weise erzählt und bildgewaltig inszeniert. Es wäre ungerecht zu übersehen, wie viel Detailverliebtheit, Mühe und besondere Persönlichkeit in seinem neuem Film steckt; Wong Kar Wai selbst studierte jahrelang seine Historie und das merkt man »The Grandmaster« auch an. Sicherlich sein überraschendster Film, so vergleichsweise leer an großen Gefühlen, die auf den Zuschauer mal wie Hagelkörner, mal wie sanfter Schnee niederprasseln, doch auch das kann Wong Kar Wai sein: Ein großer Geschichtenerzähler auf wahre Vergangenheiten.




Mittwoch, 27. März 2013

Otto Premingers »Bonjour Tristesse«, Nostalgie und wie er mein Herz erobert.


Bonjour Tristesse
Drama | USA/Japan 1958 | FSK 18 | 94 Minuten | Regie: Otto Preminger

»Werde ich jemals  wieder so glücklich sein, wie ich es damals war, zu Beginn jenes wundervollen Sommers an der Riviera?«

Der Rückblick an die glücklichste Zeit im Leben, die Wiederkehr in den deprimierenden Alltag, das ist »Bonjour Tristesse«. Es ist grandios, wie Otto Preminger uns eine so einfühlsame Geschichte der Nostalgie an die glückliche, sorglose Zeit des Lebens zeigt, mich mit seiner Hauptfigur Cecile, gespielt von einer traumhaften Jean Seberg, verschlingt und identifizieren lässt. Cecile ist geplagt von wunderschönen Erinnerungen, die sie wie eine Mauer einengen und bedrücken, während sie mit ihrem Vater zwischen Luxus und Langeweile in Paris lebt, ihr alles sinnlos erscheint, sie mit den Menschen um sich herum nichts anfangen kann und sie eigentlich so gar nicht weiß, was sie will. Trübselig erinnert sie sich an die schöne, unbeschwerte Zeit in der Sonne an der französischen Riviera mit ihrem Vater und seiner Freundin. Hier war jeder freundlich zu jedem, sie fühlte sich wohl, sie war geborgen und niemand zwang sie. Hier lernt sie nicht für das vermasselte Exam, sondern studiert, wie man sich die Zeit vertreibt. Jedenfalls bis Anne dazu kommt, sich einmischt, alles verändert und die Unbeschwertheit zerstört. Jemand, der sie dazu bringt, ihr eigenes Spiegelbild zu sehen: faul und verwöhnt. Eine Erfahrung verbunden mit einem furchtbaren Gefühl, das wir sicherlich alle schon einmal erleben mussten. Doch weil wir dieses Gefühl hassen, entwickelt Anne sich schnell zu jemandem, der schleunigst beseitigt werden muss, bevor sie das leichte Leben zunichtemacht. Nach und nach merken wir, dass all das Geld für Momente sehr glücklich machen kann, doch besonders in der Szene im Casino, in der sich die Liebe dreht und wendet, bekommen wir zu spüren, wie alles nur noch nach Lust und Laune läuft, wahre oder gar tiefere Gefühle gibt es hier kaum noch. Immer wieder wird gesagt, wie vergnüglich alles war. Alles ist nur noch Vergnügen. Wie im Bilderbuch, wie man es sich wünscht, wie ich es mir zurückblickend auf all die schönen, freien, unbeschwerten Tage wünsche. Doch im allen Überfluss wie in diesem Film, in dem es nichts anderes mehr gibt, da eskaliert diese Unbeschwertheit, weil sie nichts mehr wert ist. Am Ende ist dann alles so, als sei nichts gewesen. Und weil die belastenden Wahrheiten verschwiegen werden, müssen letztlich die von aller Vergnügung unterdrückten Tränen endlich raus. 

»Bonjour Tristesse« darf man bitte nicht rational betrachten und als Abgesang auf irgendeine verwöhnte Gesellschaft sehen. Der Film ist dafür viel zu verzwickt in seiner Erzählung und seinen Charakteren. Hier gibt es kein rationales Gut oder Böse. Hier gibt es nur Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen. Der Film wird schnell zu einer Frage des Einfühlens in die Charaktere und wer Cecile, ein junges, verspieltes Mädchen, das im Reichtum und Komfort aufgewachsen ist, nicht verstehen will, wird sich vielleicht weniger in diesen Film verlieben können. Für mich ist er jedenfalls großes Gefühlskino der Nostalgie und einer heiklen unbeschwerten Welt, in das ich mich persönlich wiedergefunden habe. Die fantastischen Kulissen, der durchdachte konträre Stil zwischen sonnigem Urlaub (Bonjour) und tristem Schwarzweiß (tristesse) und Juliette Grecos Song »Bonjour Tristesse«, der den Film wie ein Grundgerüst durchläuft, macht Otto Premingers Romanadaption zu einem absoluten Meisterwerk. Einer meiner persönlichsten Lieblingsfilme.




Samstag, 16. März 2013

»The Sound of Music«, das putzige Musical im Heimatfilmchenstil.

The Sound of Music
Musikfilm | USA 1965 | FSK 6 | 174 Minuten | Regie: Robert Wise


Puppige Grinsebübchen, grüne Wiesle, Zuckerberge und süßes Herumgetolle vor Heimatfilmchenkulissen. »Und schon bald singen die Kinder, anstatt zu salutieren.« Spätestens als Maria (Julie Andrews ist toll) samt Gitarre und Kids auf der Weide hockt und beginnt, »Do-Re-Mi« zu trällern, verspürte ich das Gefühl, DVD und Hülle unverzüglich zu verbrennen. 


Dienstag, 12. März 2013

Anthony Hopkins und Helen Mirren in »Hitchcock« und Psychos verflixte Filmproduktion.

Hitchcock
Komödie | USA 2012 | FSK 12 | 98 Minuten | Regie: Sacha Gervasi 



»Why do they look for a new master of suspense, when they’ve got the original?« 

Wer ein mustergültiges Biopic über Alfred Hitchcock erwartet, hat selber Schuld, denn »Hitchcock« gelingt etwas anderes, aber bei weitem nicht Unaufregendes: Der Meister wird alt, die Welt sucht nach einem Neuen und mit der Überzeugung von seinem neusten Projekt »Psycho« steht Hitch so ziemlich allein da. Hier setzt Gervasi an und zeigt uns eine überraschend reizende Art von »Lovestory« zwischen dem alternden, größten Filmemacher seiner Zeit und seiner Ehefrau, ihrem Zusammenhalt und den spannungsreichen Produktionsarbeiten zu einem der besten Horrorfilme aller Zeiten. Sicherlich nicht die ganz große Offenbarung, aber ein überaus anständiger Einblick ins Leben des Meisters. 





Samstag, 9. März 2013

Die 20 besten Filme aller Zeiten.

..., die natürlich nicht die besten sind, sondern nur meine. „Die 15 besten Filme aller Zeiten“ sind nicht bedingungslos meine Lieblingsfilme, die mein Herz erreicht haben, sondern viel mehr die Filme, die an der Perfektion des Mediums grenzen.


1. Boulevard der Dämmerung [USA 1950, Billy Wilder] 
Weil ein tiefer Einblick in die Seele eines gefallenen Stars und der beste Film noir aller Zeiten. Der Verlust des Erfolgs, der Zerfall eines Lebensgefühls, die Angst eines jeden von uns. So einfühlsam und gleichzeitig bitter. Billy Wilders Meisterwerk.










2. Der Elefantenmensch [Großbritannien/USA 1980, David Lynch]
Weil er die Gesellschaft in ihrer Gaffgier und Intoleranz entlarvt. Einer der, wenn nicht sogar der wichtigste Film, der je gedreht wurde. David Lynchs Meisterwerk.












3. Persona [Schweden 1966, Ingmar Bergman]
Weil ein wahnsinniger Film über Identität, Persönlichkeit und Vertrauen. Ingmar Bergmans Meisterwerk.










 
4. Antichrist [Deutschland/Dänemark/Frankreich 2008, Lars von Trier]
Weil er die Seele des Schöpfers selbst beinhaltet und es im Medium eigentlich nicht Ausdrucksvolleres und Bedeutsameres geben kann. Lars von Triers expressivstes Meisterwerk, das zu spüren ist.











5. La Dolce Vita [Frankreich/Italien 1960, Federico Fellini]
Weil ein riesiger Film über die Wahrheit des oberflächlichen Lebens der Prominenz. Fellinis Meisterwerk.

6. Wer hat Angst vor Virginia Woolf? [USA 1966, Mike Nichols]
Weil ein im wahrsten Sinne wahnsinniger Film über die Wahrheit. Nichols' Meisterwerk. 

7. Im Schatten des Zweifels [USA 1943, Alfred Hitchcock]
Weil er den Schatten enthüllt, den wir denken zu kennen, doch eigentlich nicht. Einer der größten Film noirs. Alfred Hitchcocks Meisterwerk.

8. Die letzten Glühwürmchen [Japan 1988, Isao Takahata]
Weil der perfekte Antikriegsfilm. Ein zerreißend emotionales Meisterwerk und das einzig solche von Isao Takahata.

9. Chungking Express [Hongkong 1994, Wong Kar Wai]
Weil ein überwältigender Film über Verbundenheit, Liebeskummer und die Suche nach dem Weg. Wong Kar Wais Meisterwerk.

10. Nightmare Before Christmas [USA 1993, Henry Selick]
Weil ein wunderbarer Film über das sich-treu-bleiben, und vielleicht das Schönste, was man sich an Weihnachten antun kann. Selicks Meisterwerk.

11. Leoparden küsst man nicht [USA 1938, Howard Hawks]
Weil ein fantastischer Film über Geschlechterrollen und bestimmt die beste Komödie, die es je gab und je geben wird. Howard Hawks' Meisterwerk. 

12. Bonjour Tristesse [USA/Japan 1958, Otto Preminger]
Weil ein Film über die schönste Zeit im Leben und die folgende alltägliche Tristesse. "Werde ich je wieder so glücklich sein, wie damals im Urlaub?" Otto Premingers Meisterwerk.

13. Katzenmenschen [USA 1942, Jacques Tourneur] 
Weil ein Film über die Angst, die plötzlich Realität zu werden scheint. Tourneurs Meisterwerk.

14. Rosemaries Baby [USA 1968, Roman Polanski] 
Weil der allerbeste Film über (Alp)träume, die Realität werden. Vergisst 'Inception'. Roman Polanskis Meisterwerk.

15. Sie küßten und sie schlugen ihn [Frankreich 1959, Francois Truffaut]
Weil ein autobiografisches Meisterwerk und das solche von Truffaut.

16. Suspiria [Italien 1977, Dario Argento]
Weil der beste Horrorfilm aller Zeiten. Dario Argentos Meisterwerk.

17. The Tree of Life [USA 2011, Terrence Malick]
Weil ein atemberaubender Film über unsere Existenz. Malicks Meisterwerk.

18. Mulholland Drive [Frankreich/USA 2001, David Lynch]
Meisterwerk des Surrealen und der Träume. Noch so ein Meisterwerk von David Lynch.

19. Das verlorene Wochenende [USA 1945, Billy Wilder]
Ein unheimlicher, emotionaler Einblick in die Seele eines Trinkers. Viel besser kann ein Film, der diese Thematik angeht, nicht sein. Ein weiteres Meisterwerk vom Billy.

20. Babel [USA 2006, Alejandro González Iñárritu]
Ein modernes Meisterwerk des Schicksalsdramas. Gefühlswirrwarr und die Suche nach den richtigen Entscheidungen. "Ich bin nicht böse, ich habe nur eine Dummheit begangen." Alejandro González Iñárritus Meisterwerk.