Samstag, 31. Dezember 2016

Mein Kinojahr 2016.

1. The Neon Demon von Nicolas Winding Refn 9/10 
3. Julieta von Pedro Almodóvar 8/10
4. Nerve von Ariel Schulman & Henry Joost 8/10
5. Brooklyn von John Crowley 8/10 
6. Sing von Garth Jennings 8/10
7. Findet Dorie von  Andrew Stanton & Angus MacLane 8/10
8. Sing Street von John Carney 8/10
9. Raum von Lenny Abrahamson 8/10
10. Ein Mann namens Ove von Hannes Holm 8/10
11. Zoomania von Byron Howard & Rich Moore 8/10
12. Bridget Jones‘ Baby von Sharon Maguire 7.5/10
13. Café Society von Woody Allen 7/10
14. Ghostbusters von Paul Feig 7/10 
15. Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln von James Bobin 7/10
16. The Witch von Robert Eggers 7/10
17. The Lady in the Van von Nicolas Hytner 6,5/10 
18. Der Schmane und die Schlange von Ciro Guerra 6/10 
19. Pets von Chris Renaud & Yarrow Cheney 6/10 
20. The Jungle Book von Jon Favreau 6/10 
21. Im Himmel trägt man hohe Schuhe von Catherine Hardwicke 5,5/10 
22. Genius von Michael Grandage 5.5/10 
23. Holding the Man von Neil Armfield 5/10 
24. Underworld: Blood Wars von Anna Foerster 5/10
25. Hardcore von Ilya Naishuller 5/10 
26. The Danish Girl von Tom Hooper 5/10
27. The Big Short von Adam McKay 5/10
28. The Nice Guys von Shane Black 5/10
29. Eddie the Eagle von Dexter Flecher 5/10
30. The Hateful 8 von Quentin Tarantino 4/10
31. Die Insel der besonderen Kinder von Tim Burton 4/10
32. Hail, Caesar! von Joel & Ethan Coen 4/10
33. Conjuring 2 von James Wan 4/10
34. 10 Cloverfield Lane von Dan Trachtenberg 4/10
35. Anomalisa von Duke Johnson & Charlie Kaufman 4/10
36. Batman v Superman: Dawn of Justice von Zack Snyder 3/10 
37. The Huntsman & the Ice Queen von Cedric Nicolas-Troyan 3/10
38. Dirty Grandpa von Dan Mazer 2/10

Freitag, 5. August 2016

Selten passte eine Stadt besser zu seiner Protagonistin: Vivien Leigh in »Der römische Sommer der Mrs. Stone«.

The Roman Spring of Mrs. Stone
Drama | GB 1961 | 100 Minuten | FSK 12 | Regie: José Quintero

Es ist wunderschön, wenn wir Rom, die Stadt der ewigen Schönheit, immer wieder als eine Art Parallele zu unserer Protagonistin Karen Stone erkennen. Denn genau wie Rom ist auch Karen, gespielt von einer atemberaubenden Vivien Leigh, auf der Suche nach der großen Pracht, dem ewigen Glück und der Leichtigkeit des Lebens. Und gleich zu Beginn des Films offenbart der Erzähler, dass Karen aufgrund ihrer Trauer in der Vergangenheit lebt und ihr Rom tröstlich und beruhigend erscheint – Rom, die „vergangene“ Stadt überhaupt, in der man sich vorkommt, als laufe man auf Historik herum. Vivien Leigh spielt Karen, die nach dem Tod ihres Mannes und dem langsamen Niedergang ihrer Karriere verzweifelt auf der Suche nach Halt, Sinn oder einfach Irgendetwas ist, mit einer solchen Eleganz und Melancholie, die dem Leerlauf und der Melodramatik des Films eine ganz neue Substanz verleiht. Und wenn sie sich mit gläsernen Augen durch Rom wühlt, da bekommt man eine richtige Gänsehaut.



Donnerstag, 7. Juli 2016

Elle Fanning im Modebusiness von L.A.: Nicolas Winding Refns »The Neon Demon«.

The Neon Demon
Drama | DK/FR/US 2016 | 110 Minuten | FSK 16 | Regie: Nicolas Winding Refn

Ich bin ein Ästhet. Ich liebe schöne Dinge. Und ich liebe schöne Filme mit einzigartiger Ästhetik. Und ich wollte nicht auch noch darüber schreiben, aber selbstverständlich geht es in diesem Film um die Schönheit. Zuerst dachte ich, er handelt in seiner ganzen Oberflächlichkeit und seiner sinnlosen Suche nach Beauty von Nichts. Doch wie der Film selbst sagt, ist Schönheit »das Einzige«. 

Es würde mir unfassbar leicht fallen, diesen Film schlecht zu machen. Natürlich ist er langweilig und das liegt eindeutig vor allem daran, dass er unheimlich berechenbar ist. Auch hat »The Neon Demon« rein gar nichts Neues über die Modebranche zu erzählen. Wir kennen die Widersprüchlichkeit des Schönheitsideals, das auf der großen Suche nach der natürlichen Schönheit ist, und wenn keine Schönheit da ist, so wird an bestimmten Stellen nachgeholfen. Das sehen wir alles in dem Film. Die einmalige, natürliche Schönheit wundervoll von Elle Fanning verkörpert. Und die austauschbaren Huren des Laufstegs, gespielt von Abby Lee und Bella Heathcote. Alles endet in einer Flut aus Neid und Wahnsinn. 

Das Interessante in meinen Augen ist jedoch, dass Refn einen völlig gestalteten, stilvollen Film über Stil machte – man könnte auch sagen: einen schönen Film über Schönheit oder einfach einen oberflächlichen Film über die Oberfläche. Der Film selbst ist die ganze Zeit unaufhaltsam auf der Suche nach Schönheit, nach der nächsten schönen Belichtung, nach dem nächsten Farbfilter oder nach der nächsten großen Symbolik. »The Neon Demon« hat es nicht mehr nötig, sich mit dem Innenleben der Figuren zu beschäftigen – was doch dem Business so unfassbar nahe kommt, welches dies nämlich auch nicht tut. Er trägt seine ganze Erzählung auf die Äußerlichkeit. Wir haben es nur noch mit Körpern oder wandelnden Leinwänden zu tun. Wie bei einem Gemälde. Form ist Inhalt.






Freitag, 24. Juni 2016

Bustillo & Maury am Tiefpunkt: »Among the Living – Das Böse ist hier« ist dümmlicher Horrormist.

Aux yeux des vivants
Horror | FR 2014 | 90 Minuten | FSK 18 | Regie: Alexandre Bustillo & Julien Maury

Kaum zu glauben, dass dies ein Film von Bustillo und Maury ist. Was ihre vorherigen Filme so besonders machte, war ihr Gespür für Stimmung, für Atmosphäre und für punktgenauen Nervenkitzel. Dieser Film hingegen ist ein räudiges, stumpfes Potpourri aus Schund und Dummheit. Ich respektiere und liebe die Vielfalt, die Kreativität und den Mut des Horrorfilms, aber ich bin erschrocken, was für ein dümmliches, geistloses und lächerliches Filmchen Bustillo und Maury hier erschaffen haben. Was die Leute als »wirr« bezeichnen und dass »oben nicht zu unten« passe, ist das Ergebnis aus einer kindischen Abfolge von Ideen und Inspirationen, irgendwo zwischen Stephen King, 80er-Jahre US-Horror und Dario Argentos beschissenem Spätwerk. Als »Among the Living« dann immer mehr ins familiäre Sozialdrama gezogen wird, am Ende sogar am Grabe gemeinsam getrauert wird und das alles ernst gemeint ist, war mir richtig übel.



Mittwoch, 22. Juni 2016

Die nachdenkliche Dokumentation über Cristiano Ronaldo, den besten Fußballspieler der Welt.

Ronaldo
Dokumentarfilm | GB 2015 | 102 Minuten | FSK 0 | Regie: Anthony Wonke

Dieser Film hat tatsächlich etwas Verstörendes an sich. Er könnte in seinen stillen Momenten sogar von einem Refn gefilmt sein und er ist so sentimental, dass er einem Iñárritu gleicht. Wenn dann auch noch diese schwermütige Musik im Hintergrund eingespielt wird oder eine unvergleichlich melancholische Stimmung aufkommt, als Cristiano Ronaldo »Stay« von Rihanna trällert und im Wechsel ein Moment mit seinem Sohn bei einem Feuerwerk gezeigt wird, dann bekommen die schönen glänzenden Bilder fast schon eine tiefe Nachdenklichkeit. 

Ronaldo ist eine Oberfläche, eine Marke und ein Werbeplakat. Und er ist sich dessen bewusst. Er weiß, dass er ein großes Ego hat und er weiß, wie er nach außen wirkt und was die Leute sagen. Umso interessanter ist dieser Film, in dem wir ihm ganz nah sind und eigentlich auch nicht. Außergewöhnlich ist, dass wir trotz der Nähe wenig über ihn erfahren, was wir nicht schon wussten. Es ist ein unnahbarer Film über eine unnahbare Persönlichkeit. Vielleicht weil Ronaldo nicht viel mehr hat als den Sieg, den Luxus und seine Mutter. In diesem Film bekommt der Zuschauer jedenfalls immer wieder dieses bedrückende Gefühl – auch ein Grund dafür, dass so viele den Film »gruselig« oder »traurig« fanden. Es ist fast krankhaft, wie Ronaldo den Sieg vergöttert. Es gibt nichts anderes in seinem Leben als den Sieg. In einer Szene sagen seine Freunde, er sei nie zufrieden mit dem, was er habe. Er wolle immer mehr. Und dann bekam er einen Sohn, der vielleicht das größte Geheimnis von allem ist. Als Ronaldo davon spricht, dass er niemandem sagen möchte, wer die Mutter ist, kommen einem fast die Tränen: »Die Leute spekulieren, wer die Mutter ist. Ich habe es keinem gesagt und ich werde es nie sagen. Und später, wenn er erwachsen ist, werde ich mit ihm sprechen und ihm sagen, was ich getan habe, was ich fühlte und was mir durch den Kopf ging.« Ich glaube, in ihm steckt eine große Sehnsucht. Als wolle er vor lauter Einsamkeit eine kleine, glückliche, unschuldige Seele in seiner kühlen Designervilla haben. Und es ist schön, die beiden zu sehen. Als habe der siegessüchtige Weltstar ein wenig mehr Sinn im Leben gefunden.



Montag, 20. Juni 2016

Mein Filmranking: Baz Luhrmann.

Für Baz Luhrmann gibt es nichts Schöneres als die Musik, den Tanz und die großen Gefühle. Manchmal denke ich, wie schön es wäre, wenn die ganze Welt sich nur für diese Künste interessieren würde. Ich liebe seine Verspieltheit und sein Geschick, die Nostalgie und das längst als veraltet Abgestempelte in die Moderne zu bringen – und so doch irgendwie »die Vergangenheit zu wiederholen«.
  1. Der große Gatsby  10/10
    »All die strahlenden, kostbaren Dinge vergehen so schnell und sie kommen nicht zurück.« Ich könnte den ganzen Tag nichts anderes tun, als aus diesem Gefühlsmeisterwerk zu zitieren.
  2. Moulin Rouge  8/10
    OMFG
  3. William Shakespeares Romeo + Julia  8/10
    Unvergleichlich.
  4. Australia  8/10
    Hugh, Nicole, Australien.
  5. Strictly Ballroom  8/10
    Natürlich noch etwas naiv, aber gerade deshalb so süß und freimütig.

Sonntag, 19. Juni 2016

Meine neuen Bewertungsschildchen sind da!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

einigen von Ihnen mag es bereits aufgefallen sein: Die alte Bewertungsskala konnte auf mysteriöse Weise nicht mehr angezeigt werden und somit musste ich etwas Neues kreieren. Aufgrund meiner Liebe zur RTL-Tanzshow »Let's Dance« und ihrer wundervollen Jury habe ich mich inspirieren lassen und nun dürfen Sie sich jedes Mal vorstellen, ich würde laut die Bewertung rufen und eins dieser tollen Schildchen hochhalten, wenn ich eine Kritik veröffentliche. Das Bewertungsschema bleibt aber wie gewohnt, halbe Punkte sollten die Ausnahme sein, aber zu oft kann ich mich zwischen zwei runden Zahlen nicht entscheiden.



0,0 | Beschissen.
Ein unfassbares Machwerk, das sehr an den Nerven kratzt.


1,0 | Erbärmlich.
Sehr großer Schund. Einen Punkt für irgendwas.


2,0 | Miserabel.
Ganz schön schlecht.


3,0 | Lausig.
Ziemlich jämmerliches Werk.


4,0 | Uninteressant.
Dürfiger Film, der häufig einfach uninteressant erscheint, da
weder völlig schlecht, noch irgendwo gut, sondern einfach
unergiebig.


5,0 | Geht so.
Weder schlecht, noch gut. Irgendwas dazwischen.


6,0 | Ganz gut.
Zumeist nichts Besonderes, aber etwas recht anständiges.


7,0 | Gut.
Ein guter Film, der sich sehen lassen kann.


8,0 | Sehr gut.
Ein hervorragender Film, der durch seine Beispiellosigkeit
im Kopf verbleibt.


9,0 | Grandios.
Ein Film, nahe an der Perfektion.


10,0 | Überwältigend. 
Ein Film der absoluten Vollkommenheit.


Samstag, 18. Juni 2016

Brad Pitt im poetischen Western-Meisterwerk »Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford«.

The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford 
Western | US 2007 | 156 Minuten | FSK 12 | Regie: Andrew Dominik

Bereits seit drei Jahren überlege ich, was mich an diesem Film so fasziniert. Ich las unzählige Kommentare und Kritiken zum Film, aber verstand nie, was ihn nun so groß machte. Zum einen wird der Film natürlich wundervoll von einem Erzähler erzählt, wie wir es auch aus der fantastischen Roman-Verfilmung »Little Children« oder aus Lars von Triers »Dogville« kennen. Zum Zweiten hat der Film eine atemberaubende Grundstimmung, eine tiefe Atmosphäre und spielt mit der großen Charaktertiefe der Figuren. Zum Dritten ist er wundervoll besetzt. Und da stehe ich wieder dort, wo ich auch am Anfang stand. Ich kann nicht mehr über diesen Film schreiben, als ihn damit zu rechtfertigen, dass er etwas ganz Besonderes ist. Irgendetwas in diesem Film löst was in einem aus. Jenny zitierte bereits, dass sie in diesem Film all das fand, was sie in Sergio Leone nie gefunden hat. Und dem stimme auch ich zu. Ich könnte mir selbst in meinen besten Träumen keinen so poetischen, melancholischen Western vorstellen.



Montag, 13. Juni 2016

Mein Filmranking: Sam Mendes.

Ich liebe Sam Mendes' Spielfilme. Wie nah er an seinen Charakteren filmt und durch sie eine Ultraspannung erzeugt, ist für das Genrekino vergleichsweise außergewöhnlich. Allein wie er James Bond eine Tiefe verleiht ist revolutionär, mit »Road to Perdition« belebt er den klassischen Gangsterfilm wieder und »Zeiten des Aufruhrs« ist eins der größten Hollywood-Dramen seit langem.
  1. Zeiten des Aufruhrs
  2. Road to Perdition
  3. American Beauty
  4. James Bond 007: Skyfall
  5. James Bond 007: Spectre
  6. Jarhead – Willkommen im Dreck
  7. Away We Go – Auf nach Irgendwo

Mittwoch, 8. Juni 2016

Die Zeitlupe und der unfassbare Absturz der dritten Staffel »Hannibal«.

Hannibal  Season 3
Thriller/Drama-Serie | US 2015 | Created by Brian Fuller


Nicht alles, was man in Zeitlupe filmt, wird zu Kunst – das hätte ich gerne des Öfteren mal den Machern von »Hannibal« gesagt, als ich Staffel 3 der bisher großartigen Serie gesagt. Es ist ja nichts Neues, dass meist besonders brutale, blutige oder verstörende Momente in »Hannibal« in eine ästhetische Zeitlupe gesetzt werden – ob fragwürdig oder künstlerisch, da lässt sich drüber streiten. Doch wenn in Staffel 3 sogar ein Groschen, der gerade in ein Münztelefon geworfen wird, in pseudokünstlerische Slow Motion gesetzt wird, dann kann man nur noch den Kopf über so viel gewolltes und völlig unnötiges Artsy-Fartsy-Getue schütteln.

Doch wenn es nur an der Albernheit der Visualisierung läge. Denn noch viel mehr erscheint wie in Dauerzeitlupe: Diese Staffel ist so unfassbar langsam und langweilig, bestehend aus einer unnötigen Aneinanderreihung aus Zeitlupe, Rückblenden, Fantasien, Albträumen, Realität und der Gegenwärtigkeit. Der Fall um den roten Drachen rollt dann irgendwann mal dazu. Die Psychologie der Figuren, natürlich wieder fantastisch besetzt von Mads Mikkelsen, Hugh Dancy, Laurence Fishburne und vor allem Gillian Anderson, spielt zwar in all dieser Langsamkeit nachwievor eine große Rolle, doch kann auch nichts mehr retten, wenn man sich bereits längst vor Langeweile in eigenen psychologischen Sphären befindet. 



Sonntag, 5. Juni 2016

Die wundervolle Mia Wasikowska in »Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln«.

Alice Through the Looking Glass
Fantasy | US 2016 | 108 Minuten | FSK 6 | Regie: James Bobin

Da der erste Teil ja bereits nicht wirklich ein Tim Burton-Film war, ist es kaum verwunderlich, dass der Regiewechsel nicht sonderlich auffällt. Der Film setzt völlig selbstverständlich fort, was der erste Teil in die Wiege legte, und kurzerhand führt es uns zurück ins Wunderland. Das Geschehen rund um die Zeitreise erscheint etwas pompöser und meiner Meinung nach aufregender als im Vorläufer, die Ästhetik ist erneut wundervoll und manche Effekte sind wirklich sehr gelungen. Und ich als mittlerweile großer (spätestens seit »Stoker«) Mia Wasikowska-Fan finde den Film allein schauspielerisch höchstinteressant – auch mit Sacha Baron Cohen und natürlich Johnny Depp. Der Film ist längst kein Wunderwerk und viel zu üblich, als dass er einen umhaut, doch was dieser Film einfach macht, und was man ihm auch nicht schlecht reden sollte, ist: unterhalten. 







Dienstag, 31. Mai 2016

Zwischen Handbüchern und dem Strick: der schwedische Überraschungserfolg »Ein Mann namens Ove«.

En man som heter Ove
Tragikomödie | SE 2015 | 117 Minuten | FSK 12 | Regie: Hannes Holm

»Die Zeit« schreibt von Verharmlosung des Themas Suizid und einem Nachahmungspotenzial. Sicherlich scheint es auf den ersten Blick unangemessen, dass ein Selbstmordversuch als Aufhänger einer (Tragi)Komödie herhalten muss, doch sollte man diesen Film keinen Moment auf das Thema Selbstmord reduzieren. Der Film ist viel mehr als das. Er zeigt ein ganzes Leben, inklusive aller Traurigkeit, Schicksale, Skurrilität, Hoffnungen und der Verzweiflung. Er ist für mich wie eine Achterbahnfahrt, wie das echte Leben, mal ganz oben, mal ganz unten, mal zutiefst bedrückend, mal urkomisch. Jedoch nie hatte ich das Gefühl, hier möchte etwas auf ein Happy End zulaufen. Die ganze Zeit über verschmilzt Komik mit Tragik und Schwermut mit Hoffnung.   

Und somit geht es gar nicht unbedingt um die Todessucht, sondern um die Sehnsucht. Wenn wir in den Rückblenden die Geschichte zwischen Ove und seiner verstorbenen Frau Sonja erfahren und erfühlen, so verstehen wir schnell, was sie für Ove, einen gebrochenen und entmutigten Mann, bedeutete. Sonja, eine Frau voller Lebenslust und Frohsinn, rette Ove in jeglicher Hinsicht, sie war alles, was er nicht war und was er brauchte. Sonja bedeutete ein Stück weniger Gebrauchsanweisung, Kontrolliertheit und Falschparker verpetzen, sie war die spontane, freie Lebensfreude. Sonja verzaubert auch den Zuschauer im Flug, was es unvorstellbar leicht macht, sich in Ove einzufühlen, der nun alles verloren hat, was ihm Glück und Optimismus gegeben hat: seine große Liebe Sonja, für die er alles tun würde – sei es sogar eines Nachts eine Rampe zu bauen, eine Brücke, die ihr ihren großen Traum ermöglicht. Dass es letzten Endes gerade die Außenseiter der Gesellschaft sind, die ihm neue Hoffnung geben, wie die Familie mit persischen Wurzeln oder „eine schwule Person“, das macht den Film nur noch schöner. 







Sonntag, 24. April 2016

Madonna in Warren Beattys Klassiker-Comicverfilmung »Dick Tracy«.

Dick Tracy
Kriminalfilm | US 1990 | 108 Minuten | FSK 12 | Regie: Warren Beatty

Eigentlich ist »Dick Tracy« die bislang beste Comicverfilmung. Denn ich habe noch nie dieses Gefühl verspürt, einen so lebendigen Comic auf der Mattscheibe zu sehen. »Dick Tracy« ist genau wie ein Comic: diese naive optische Gestaltung und eine völlig überzeichnete Welt, in der eine groteske Figur der nächsten folgt. Im (geheimen) Mittelpunkt steht natürlich Madonna. Auch wenn sie irgendwie immer ein wenig wie ein Stück Dekoration »dahingestellt« wirkt, spielt sie ihre Rolle der kühlen, verführerischen Blondine fantastisch. Doch im Gegensatz zu Madonnas vom Film inspirierten Album »I’m Breathless« fehlt es dem Film einfach an einem roten Faden. Mir kam es vor, als befinde ich mich in einem wilden, chaotischen Strudel aus bunten Comiceinfällen, in dem ich irgendwann verloren ging. Trotzdem irgendwie toll, aber kein wirklich guter Film.




Donnerstag, 21. April 2016

Zwischen Kronleuchtern und Joints – Liz Hurley in der einmaligen Serie »The Royals«.

Dramaserie | US 2015 | Created by Mark Schwahn

Natürlich ist diese Serie nicht wirklich ernst gemeint – was die ernsten Themen wie Betrüge, Drogenexzesse, Todesfälle oder Ängste vor gesellschaftlichem Abstieg aber eigentlich nur umso interessanter macht. »The Royals« ist teils so trashig, albern und unreal, dass genau diese traurigen Momente anfangs zwar noch ganz seltsam wirken, sich aber nach und nach als ganz einzigartig herausstellen. Als ich die Serie sah, musste ich ständig an ein Zitat von Alfred Lichtenstein aus der Zeit des Expressionismus‘ denken: „Wenn die Traurigkeit in Verzweiflung ausartet, soll man grotesk werden.“ Genau das geschieht in »The Royals«. Denn die diversen Exzesse der Königskinder, der Drogenmissbrauch der Tochter, der Tod eines Sohnes oder die unfassbare Falschheit der gesamten Familie sind eigentlich alles andere als komödiengeeignet, doch genau dort schlägt die Serie schnell eine groteske Richtung aus Verzweiflung und Trashpromi-Satire ein. Sie selbst sagen, sie verhalten sich „wie Tiere im Käfig“. So lächerlich und platt diese Worte auch zuerst klingen mögen, wenn man die Serie sieht und diese leere, völlig verstörte Welt erlebt, in der die Royals leben, da verschaffe diese ehrliche Aussage neben all den Lügen einem wirklich Gänsehaut.

Und wenn am Ende einer Episode ein weiterer wundervoller Song eingespielt wird und alles bröckelt und zerbröselt, dann können wir endlich hinter die Satire blicken, hinter die Oberflächlichkeit, hinter den Luxus und das falsche Lächeln, und wir sehen, dass alles nur eine Farce ist. Dann ist diese Serie unvergleichbar und eine wundervolle Karikatur über das langweilige Leben im Überfluss, zwischen Kronleuchtern und Joints. Und in einer Welt, in der die Royals (noch immer) unter so einem Beobachtungsdruck stehen, ausschließlich harmonische Schlagzeilen zu bringen haben, in der wir uns auf Titelblättern von (Frauen-)Zeitschriften über das royale Babyglück erfreuen dürfen und in der der Hintern einer Pippa Middleton einen königlichen Skandal auslöst, da wirkt diese Serie so frisch, knackig und vor allem längst überfällig – und trotz aller Übertreibung irgendwie auch so ehrlich. 




Samstag, 2. April 2016

OSCAR für Leonardo DiCaprio: Iñárritus Naturgewalt »The Revenant – Der Rückkehrer«.

The Revenant
Drama | US 2015 | 151 Minuten | FSK 16 | Regie: Alejandro González Iñárritu

Da ist sie wieder, Iñárritus Handschrift: das Leid. Nach seinem herrlichen Kurzausflug in die Tragikomödie mit »Birdman« ist Iñárritu wieder dorthin zurückgeflogen, wo er zu Hause ist: im Schicksalsdrama. »The Revenant« ist ein intensiver Film über die Eroberung Amerikas, den Konflikt mit den Ureinwohnern, doch vor allem über den Konflikt untereinander: der Mensch im Überlebenskampf, gegen die Naturgewalt, gegen sich selbst und gegen den Feind. Was Iñárritu erschaffen hat, ist so riesig, atmosphärisch unfassbar und zieht einen in die historische Geschichte wie ein Sog.



Samstag, 26. März 2016

Mein banales und verspätetes Kinojahr 2015.

Ich weiß, es ist erstens viel zu spät dafür und zweitens habe ich bis auf diese 24 Filme nicht besonders viel gesehen. Ich erstelle sie aufgrund der Vollständigkeit trotzdem. 



Malick goes Metropole. Selten so etwas Schönes und Ehrliches über die Gefangenheit in einer oberflächlichen Plastikwelt gesehen. 



2. Carol von Todd Haynes 8.5/10 

Cate Blanchett, dieser Film, diese Geschichte, wunderschön.

3. Still Alice – Mein Leben ohne Gestern von Richard Glatzer 8/10 
Sowas Ergreifendes habe ich selten gesehen. Julianne Moore ♥.

4. Ewige Jugend von Paolo Sorrentino 8/10 
Ein Film wie ein Cavallikleid. Ein Designerstpck und typisch Sorretino. 

5. Birdman von Alejandro González Iñárritu 8/10 
Wer hätte gedacht, dass Iñárritu mal so einen »lustigen« Film macht. 

6. Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2 von Francis Lawrence 8/10 
Fanboy ♥.

7. Spectre von Sam Mendes 8/10
Ultraspannungsmeisterwerk. 

8. Steve Jobs von Danny Boyle 8/10 
Genau wie ein Biopic sein muss. Danny ♥.

9. Der große Trip – Wild von Jean-Marc Vallée 7.5/10 
Mehr als nur ein »Backpackerfilm«, so gut und einfühlsam habe ich Reese Witherspoon seit »Walk the Line« nicht gesehen. 

10. Southpaw von Antoine Fuqua 7/10 
Furchtbar bewegend. 

11. Margos Spuren von Jake Schreier 7/10 
Überraschend gut das Teenie-Herzwirrwarr auf die Leinwand gebracht, ohne albern oder kitschig zu sein (im Gegensatz zum schrecklichen »Das Schicksal ist ein mieser Verräter«).

12. Lost River von Ryan Gosling 7/10 
Ryan Goslings seltsames, aber höchstinteressantes Kunstwerk. Ich will mehr davon sehen. 

13. Mad Max: Fury Road von Gerorge Miller 7/10 
:o

14. Jurassic World von Colin Treverrow 7/10
Eine wunderbare Fortsetzung. :o

15. The Gift von Joel Edgerton 6.5/10 
Ebenfalls :o

16. Bridge of Spies von Steven Spielberg 6/10 
Spielberg halt. 

17. Herz aus Stahl von David Ayer 6/10 
Hat mich getroffen.

18. Whiplash von Damien Chazelle 7/10 
Toll. 

19. Staight Outta Compton von F. Gary Gray 5/10 
Joar.

20. Der Marsianer – Rettet Mark Watney von Ridley Scott  6/10 
Ein neuer (bisschen überflüssiger) Versuch Ridley Scotts, seine Science-Fiction wiederzubeleben. Trotzdem spannend.

21. Inherent Vice von Paul Thomas Anderson 4/10 
Joar, Paul Thomas Anderson ... 

22. Cinderalla von Kenneth Branagh 4/10 
Süß.

23. Fifty Shades of Grey von Sam-Taylor Johnson 4/10 
Ebenfalls süß. 

24. Spy – Susan Cooper Undercover von Paul Feig 4/10 
Der auch. 

25. Die Entdeckung der Unendlichkeit von James Marsh 4/10 
Und der erst recht.

26. Victoria von Sebastian Schipper 3/10
Und der einfach furchtbar bis furchtbar lächerlich. 

27. American Sniper von Clint Eastwood 3/10 
Und zu diesem unfassbaren Film wurde eh genug gesagt. Der ist bestimmt nicht von Clint Eastwood. 

Donnerstag, 25. Februar 2016

Ich bin wieder zurück: OSCAR 2016 - Hooded Justice fängt das Stöckchen #7 (moviepilot)

Dienstag, 9. Februar 2016

Terrence Malicks moderne Großstadttragödie: »Knight of Cups«.

Knight of Cups
Drama | US 2015 | 118 Minuten | FSK 6 | Regie: Terrence Malick

Die ersten Worte des Films, in denen ein Priester von der Welt erzählt, erinnern schon sehr an so etwas wie einen »Kirchenfilm«. Doch nach einiger Zeit, und wenn man Terrence Malick kennt und liebt, dann fühlt man sich wie zu Hause angekommen. Die Bildersprache, die suchenden Menschen, die Stadt und das Land. Dass sich Malicks Stil wiederholt ist vollkommen offensichtlich, was ich weniger als Kritikpunkt sehe, sondern mehr als ein Zeichen für sein Selbstbewusstsein, dass er sein Formgefühl und seine Ausdrucksweise gefunden hat. Doch davon abgesehen hat man nie so einen modernen Metropolitan-Malick gesehen, der die champagnertrunkene Gesellschaft, Rooftop-Partys, Ruhm, Prunk und seine Trivialität behandelt. Entgegengesetzt der wunderschöne Strand, das Meer und die Wüste Amerikas, die Weite der Natur, für alle Zeiten bekannt als Symbole für die Freiheit in der neuen Welt.

Christian Bale fasst es im Film selbst kurz in Worte: »Niemand ist zu Hause«. Und das ist besonders er selbst wirklich nicht. Er befindet sich als Hollywood-Drehbuchautor immer wieder in neuen Hotelzimmern. Und in seinem eigenen Apartment spielt sich wenig Heimisches ab, zu Beginn wird es sogar vom Erdbeben heimgesucht. Nach und nach sehen wir immer mehr, in was für einer sinnentleerten Welt der Protagonist existiert. Sein Arbeitsplatz, die künstlich erbaute Stadt des Filmstudios, ist das absolute Symbol für die Plastikwelt, in der er lebt: Nichts ist echt. Dann befindet er sich sogar in der Fake-Metropole überhaupt, Las Vegas, wo er unter dem nachgebauten Eiffelturm, zwischen Casinos und Luxushotels entlang läuft und trostlos und gelangweilt feststellt: »Die Welt hielt mir den Spiegel vor die Augen, du kannst dir nehmen, was du willst«. Und dann sehen wir den ganzen Prunk, die Oberfläche, alles glitzert golden, doch hat keinen Inhalt und keinerlei Bedeutung. Die luxuriösen Hotelhallen, die teuer gekleideten Damen, die vergoldeten Brunnen und das Versace-Mobiliar; alles scheint im Zusammenhang mit Malicks Ausdruck vollkommen sinnentleert. Zu Anfang ist der Luxus unterhaltsam, doch irgendwann merkt man, dass das Leben mehr verbirgt als das. »Da liege ich in einem stinkenden Gefängnis, wo ich längst in Freiheit sein könnte«. Ich möchte nicht verleugnen, dass meine Kritik persönlich ist, denn ich selbst hatte vor wenigen Wochen ein ähnliches Empfinden, wie es in diesem Film gezeigt wird. Ich hoffe jeder wird irgendwann so etwas fühlen.