Dienstag, 31. Mai 2016

Zwischen Handbüchern und dem Strick: der schwedische Überraschungserfolg »Ein Mann namens Ove«.

En man som heter Ove
Tragikomödie | SE 2015 | 117 Minuten | FSK 12 | Regie: Hannes Holm

»Die Zeit« schreibt von Verharmlosung des Themas Suizid und einem Nachahmungspotenzial. Sicherlich scheint es auf den ersten Blick unangemessen, dass ein Selbstmordversuch als Aufhänger einer (Tragi)Komödie herhalten muss, doch sollte man diesen Film keinen Moment auf das Thema Selbstmord reduzieren. Der Film ist viel mehr als das. Er zeigt ein ganzes Leben, inklusive aller Traurigkeit, Schicksale, Skurrilität, Hoffnungen und der Verzweiflung. Er ist für mich wie eine Achterbahnfahrt, wie das echte Leben, mal ganz oben, mal ganz unten, mal zutiefst bedrückend, mal urkomisch. Jedoch nie hatte ich das Gefühl, hier möchte etwas auf ein Happy End zulaufen. Die ganze Zeit über verschmilzt Komik mit Tragik und Schwermut mit Hoffnung.   

Und somit geht es gar nicht unbedingt um die Todessucht, sondern um die Sehnsucht. Wenn wir in den Rückblenden die Geschichte zwischen Ove und seiner verstorbenen Frau Sonja erfahren und erfühlen, so verstehen wir schnell, was sie für Ove, einen gebrochenen und entmutigten Mann, bedeutete. Sonja, eine Frau voller Lebenslust und Frohsinn, rette Ove in jeglicher Hinsicht, sie war alles, was er nicht war und was er brauchte. Sonja bedeutete ein Stück weniger Gebrauchsanweisung, Kontrolliertheit und Falschparker verpetzen, sie war die spontane, freie Lebensfreude. Sonja verzaubert auch den Zuschauer im Flug, was es unvorstellbar leicht macht, sich in Ove einzufühlen, der nun alles verloren hat, was ihm Glück und Optimismus gegeben hat: seine große Liebe Sonja, für die er alles tun würde – sei es sogar eines Nachts eine Rampe zu bauen, eine Brücke, die ihr ihren großen Traum ermöglicht. Dass es letzten Endes gerade die Außenseiter der Gesellschaft sind, die ihm neue Hoffnung geben, wie die Familie mit persischen Wurzeln oder „eine schwule Person“, das macht den Film nur noch schöner.