Dienstag, 12. November 2013

Mit Emma Watson in Paris' Kleiderschrank: Sofia Coppolas neues Meisterwerk: »The Bling Ring«.

The Bling Ring
Drama | US 2013 | FSK 12 | 91 Minuten | Regie: Sofia Coppola



»Come on, let’s go to Paris‘. I wanna rob.«

Lange Zeit wusste ich nicht, was ich zu diesem meisterhaften Film schreiben soll. Denn lediglich mit Identifikation oder Faszination möchte ich meine neun Punkte nicht begründen. Wie Sofia Coppola sich in die Lebenswelt, Träume, Wünsche und – selbstverständlich – dummen pubertierenden Ideen ihrer jugendlichen Figuren inmitten ihrer Selbstfindungsphase einfühlt, spricht nicht nur für ihr enormes Feingefühl im Umgang mit Gesellschaft und Mensch, sondern verleiht ihrem neuen Meisterwerk »The Bling Ring« einen atemberaubenden Einblick in unsere moderne Welt, das Leben und den großen Traum vom Ruhm und Lifestyle. Sie schlägt hier niemandem einen Deckel auf den Kopf, denn wie werden wir schon so, wie wir sind? Durch unsere Umwelt, unsere Sozialstruktur oder das, was Mutter und Vater vererbten und uns lehrten? Diese Jugend wächst auf in einer Welt zwischen Sinnlosigkeit, Luxus und einer Sehnsucht nach Glanz und Glamour – oder kurz gesagt: nach dem, was die Stars und Sternchen in Hollywood verkörpern, haben und leben. 

Doch was Sofia Coppola hier macht, liegt jenseits einer einfachen Konsumgesellschafts- oder Kapitalismuskritik zwischen den zwei Fassaden einerseits des Unrechts, in dicke Häuser einzubrechen und teure Rolex-Uhren hier und Gucci-Clutches da zu klauen, und andererseits der Tatsache, dass die bestohlenen Stars in solchen Unmengen von Konsumgütern schwimmen, dass sie es doch schon gar nicht mehr merken. Ganz und gar ist »The Bling Ring« kein Film gegen ein Lebensgefühl, sondern vor allem über es. Nicht zuletzt sagte Sofia Coppola selbst in einem Interview über den Film, dass sie kein Urteil sprechen möchte, sondern nur einen (wahren) Zeitgeist einer Generation einfangen möchte, die von Hollister, Cartier, Bugatti und der Vogue umgeben heranwächst. Doch sicherlich – wie sie uns mit dem [Achtung Spoiler] schwermütigen Ende zeigt – sind die Kids zu weit gegangen. Doch ist es viel mehr ein komplexes Ding unserer Gesellschaft. [Spoiler Ende]

Ohne weiteres ist »The Bling Ring« ein sehr typischer Sofia-Coppola-Film. Wieder bekommen wir über einen bestimmten Blickwinkel eine Sicht auf unsere Welt und Gesellschaft geschildert, wieder taucht sie in den Köpfen und Geistern einer bestimmten Gruppe herum, wieder beobachtet sie ihre Figuren genau und wieder führt sie uns in so prägnant schweigsamen Bildern anhand einer geradezu schwunglosen Spannungskurve in die Welt, in der wir leben. Spannung entsteht hier nur durch die Thematik und die Figurennähe.  

Einmal mit Emma Watson in Paris‘ oder Orlandos Klamotten über die Shoppingmeilen von Los Angeles laufen, neben Kirsten Dunst zu Azealia Banks‘ »212« im Club abgehen und als Mark mit Rebecca im geklauten Porsche über die mit Palmen an den Straßenrändern bepflanzten Promenaden L.A.s fetzen. »The Bling Ring« erlaubt es dir. Nur mit einem bitteren Nachgeschmack. Ein Film, von dem mein Kinojahr auf jeden Fall lebt. 





Sonntag, 10. November 2013

Lana del Reys Lieblingsfilm: Howard Hawks »Tote schlafen fest«, ein Meisterwerk des Film noir.

The Big Sleep
Kriminalfilm | US 1946 | FSK 16 | 114 Minuten | Regie: Howard Hawks



Mit einem der größten Film noir auf Erden zeichnet Howard Hawks ein fast verstörendes Weltbild: Gleich am Anfang fällt eine wahnsinnige, drogensüchtige Carmen, gespielt von Martha Vickers, unserem Noir-Helden Humphrey Bogart betrunken in die Arme, wenig später erklärt Sternwood, wie sehr er Orchideen hasst, da ihr Fleisch des eines Menschen gleiche und sie den verdorbenen Duft von Prostituierten hätten. Später ein Wiedersehen mit Carmen, die betrunken neben einem gerade erschossenen Mann im Stuhl sitzt, nahezu leblos. Dann die wunderschöne Lauren Bacall als eine der stärksten Frauenfiguren der Filmgeschichte. Und ehestens als eine Taxifahrerin auf Bogarts Aussage »Verfolgen Sie den Mann« eiskalt »Da sind Sie bei mir genau richtig« antwortet, können wir uns sicher sein: Rollenklischees, Berechenbarkeit oder Vorhersehbarkeit gibt es hier nicht. Und Glauben schenken darf man hier eigentlich ebenfalls keinem. Auch wenn wir mittlerweile die finsteren 40er Jahre hinter uns haben, möchte ich sagen, dass ich niemals nach all den Jahren so etwas gesehen habe wie in diesem Meisterwerk. 





Sonntag, 3. November 2013

Kommentarlose Bewertungen #16: Oktober 2013.

Nichts mehr wie vorher | Drama | DE 2013 | Regie: Sofia Coppola | 8/10

Prisoners | Thriller | US 2013 | Regie: Denis Villeneuve | 6/10

Hannibal | Thrillerserie | US 2013 | Regie: David Slade u. a. | 8/10

Gravity | Science-Fiction | GB/US 2013 | Regie: Alfonso Cuarón | 6/10

Barbarella | Science-Fiction | FR/IT 1968 | Regie: Roger Vadim | 8/10

The Purge – Die Säuberung | Thriller | US 2013 | Regie: James DeMonaco | 4/10

Rush – Alles für den Sieg | Drama | DE/GB/US 2013 | Regie: Ron Howard | 4/10

No! | Drama | CL/FR/US 2012 | Regie: Pablo Lorraín | 6/10

Onibaba – Die Töterinnen | Drama | Japan 1964 | Regie: Kaneto Shindô | 10/10

Die Reise nach Tokio | Drama | Japan 1953 | Regie: Yasujiro Ozu | 10/10

Die Frau in den Dünen | Drama | Japan 1964 | Regie: Hiroshi Teshigahara | 8/10

Crazy, Stupid, Love. | Komödie | US 2011 | Regie: Glenn Ficarra | 3/10


Kindsköpfe 2 | Komödie | US 2013 | Regie: Dennis Dugan | 1/10