Sonntag, 30. Juni 2013

Mein Filmranking: Danny Boyle.

Warum ich Danny Boyle so liebe? Lesen Sie gerne hier



1. 28 Days Later 10/10
Die erschütterndste und ergreifendste Endzeits-Dystopie aller Zeiten.

2. Sunshine 9/10
Science-Fiction-Poesie um die emotionale Zuspitzung eines immer weiter scheiternden Versuchs, die Welt und Menschheit zu retten. Menschen auf engstem Raum, Lebenstrieb, Todestrieb. Der bessere 'Solaris'.

3. The Beach 9/10
Eine geheimnisvolle Insel. Eine friedliche Kommune? Was für eine faszinierende Geschichte, die mich immer wieder aus der Bahn wirft.

4. Slumdog Millionär 9/10 
In Indien scheint die Sonne, doch nicht überall. Genau diese Realität zeigt der Film. Hier herrscht Ungerechtigkeit, doch wieso sollte man hier nicht lieben? Für mich eine etwas andere und gerade deshalb so tadellose Gesellschaftsanalyse.

5. 127 Hours 8/10
Packender Kerl mit packender Story packend verfilmt und von James Franco packend gespielt.

6.  Lebe lieber ungewöhnlich 7/10
Was für eine lebhafte Komödie. Wenn 'Leave' von R.E.M. eingespielt wird, bekomme ich jedes Mal wieder Gänsehaut.

7. Trainspotting 7/10
Ein erdrückendes Kaleidoskopf eines Drogenjunkies.

8. Millions 6.5/10
Süßer Kinderfilm.

9. Kleine Morde unter Freunden 6/10
Nett und recht unbeeindruckend.


Mein Filmranking: Park Chan-wook.

1. Oldboy 10/10
Ein moderner Klassiker unserer Zeit und wenn nicht vielleicht sogar der größte Film Asiens aller Zeiten.

2. Lady Vengeance 10/10
Ein poetisch wirrer Film über den Racheweg einer Frau, die so faszinierend wie ihr Leben selbst ist.

3. Three ... Extremes 9/10
Park Chan-wooks-Beitrag 'Cut' lässt sich natürlich nicht aus seiner Entwicklung wegdenken.

4. I'm a Cyborg, But That's OK 9/10 
Total irrer Lauf durch vom Leben verwirrte Seelen.

5. Stoker 8.5/10
Fantastisches Hollywooddebüt, geniale Hitchcock-Hommage und große Entlarvungen.

6.  Sympathy for Mr. Vengeance 8.5/10
Der furiose Auftakt.

7. Joint Security Area 7/10
“What’s wrong with people of the same blood getting together and playing some games. Is that such a crime?”

8. Durst 7/10
Ein komisches Zusammengefüge aus seltsamen Bezügen zur Realität; Liebe, Sex, Familie, Virus, Krankenhausaufenthalte, der heilige Vermummte und Pickel kriegen bei Blutdurst. Gut. Wäre aber zu mehr fähig.


Freitag, 21. Juni 2013

Mein Filmranking: Tsai Ming-liang.

Warum ich Tsai Ming-liang so liebe? Lesen Sie gerne hier



1. Der letzte Tanz 9/10
Zwei Menschen, die ein Loch voneinander trennt.

2. What Time Is It There? 9/10
Zwei Menschen, die Kontinente voneinander trennen.

3. Goodbye Dragon Inn 9/10
Der Mensch und das sterbende Kino.

4. Visage 9/10 
Der Mensch und die wunderschöne Künstlichkeit des Lebens.

5. Der Fluß 8/10
Menschen, die aneinander vorbei leben, und Menschen, die einander begegnen.

6.  I Don't Want to Sleep Alone 8/10
Menschen, die krank sind, und Menschen, die sich um kranke Menschen kümmern.

7. Rebels of the Neon God 7.5/10
Menschen, die in ihrer Jugend stecken.

8. Das Fleisch der Wassermelone 7.5/10
Der Mensch und Sex.

9. Vive l'amour 7/10
Menschen, die verliebt sind.


Donnerstag, 20. Juni 2013

Mein Filmranking: Tim Burton.

Warum ich Tim Burton so liebe? Lesen Sie gerne hier



1. Ed Wood 10/10

2. Sweeney Todd  Der teuflische Barbier aus der Fleet Street 10/10

3. Batmans Rückkehr 10/10

4. Nightmare Before Christmas 10/10 [Zwar nur Buch und Produzent, aber hierin steckt so viel Tim Burton, dass er auf diese Liste gehört.]

5. Tim Burton's Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche 9/10

6.  Frankenweenie [2012] 9/10

7. Edward mit den Scherenhänden 9/10

8. Vincent 9/10

9. Sleepy Hollow 8/10

10. Frankenweenie [1984] 8/10

11. Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht 7/10

12. Charlie und die Schokoladenfabrik 7/10

13. Beetlejuice 7/10

14. Dark Shadows 7/10

15. Planet der Affen 6/10

16. Mars Attacks! 5/10

17. Batman 5/10

18. Alice im Wunderland 4/10

19. Pee Wees irre Abenteuer  2/10


Mittwoch, 19. Juni 2013

Federico Fellinis Meisterwerk über das oberflächliche Leben der Prominenz: »La Dolce Vita«.

La Dolce Vita
Drama | Italien/Frankreich 1960 | FSK 12 | 174 Minuten | Regie: Federico Fellini 


Mein moviepilot-Freund Der Dude schrieb über den Film: »Drei Stunden zelebriertes Leben«. Und das ist es wirklich.

Ich für meinen Teil liebe die Klatschpresse. Nur um mein Leben und Sorgen ein wenig zu vergessen, um für ein paar Momente in die Lebenswelten und Angelegenheiten derer zu fliehen, von denen man denkt, dass sie alles hätten. Aber wenn man diesen Film sieht, dann bekommt man schon ein sehr seltsames Gefühl vermittelt, wenn man hinter all die Oberflächlichkeit blickt und in die traurigen Tiefen der Stars und Sternchen in Rom sieht. Ein leichtes Leben, so voller Reichtum und voller Sinnlosigkeit. Wie es gleich zu Beginn des Films heißt »Ich habe viel Geld und Sie keins. Und doch sind wir beide unglücklich.« Enden tun diese ersten Momente gleich mit einem Suizidversuch, doch ist es nur der Beginn einer ganzen Reihe von Wahrheiten über die glänzende Oberfläche. Schnell wird die Verzweiflung unserer glamourösen Figuren deutlich. Ebenso schnell finden wir uns als Zuschauer fasziniert von dieser Welt in den Film ein. Und schnell begreifen wir, dass Fellini hier einen Film voller Tiefen über die Oberflächlichkeit erschuf, der noch lange aktuell sein wird. Denken wir nur an die sogenannten »Trash Promis«, deren Job es eigentlich ist, auf Partys und Veranstaltungen zu gehen, sich im Nachtleben zu tummeln und in den Medien präsent zu sein. 

»La Dolce Vita« ist ein Film voller Prunk, wie es genau richtig ist. Genau gesagt sehen wir fast drei Stunden lang nur glänzende kontrastreiche Bilder, wunderschöne Stadtaufnahmen, Kostüme und Partys. Eine Bilderbuchsinnlosigkeit, wie man sie sich doch in manchen Momenten nur wünscht, um dem mühevollen Leben zu entfliehen: konsumieren bis zum Gehtnichtmehr, die Nächte durchtanzen und tanzen lassen, trinken, sehen und gesehen werden. Doch sobald der Film hinter seine glitzernden Gemälde blickt, blicken wir in scharfsinnig ausgearbeitete Figuren. Das leichte, süße Leben in der Öffentlichkeit scheint äußerst schick zu sein, doch glücklich macht es nicht. Ein erfülltes Leben vor den Fotografen. Aber ein einsames allein. Vielleicht sowas wie der Film zu Britney Spears‘ »Everytime«.  

Am beeindruckendsten ist »La Dolce Vita«, wenn er ungebremst kompromisslos und intensiv wird. In einer nahezu verstörenden Szene wälzt eine Diva betrunken ihren Kopf auf einem Tisch und ruft: »Ich will das Leben, ich will die Liebe, ich will die Wahrheit« – vom Konsum zum Exzess. Und spätestens als der Protagonist und die anderen Partygäste zum Ende hin völlig im Alkoholrausch versinken, merken wir, was für ein Nichts die ganze Zeit eigentlich geschieht. Genau wie die sinnlose Hälfte der Dialoge. Um es auf den Punkt zu bringen: Fellini hat eine Meinung zum inhaltslosen Dahintreiben der Prominenz, doch er verurteilt nicht. Er zeigt uns charakterliche Tiefen, Seelen geprägt von Befangenheit. Gefangen in einer Scheinwelt. Sehen Sie doch nur einmal hin!



Dienstag, 18. Juni 2013

Mein Filmranking: Wong Kar Wai.

Warum ich Wong Kar Wai so liebe? Lesen Sie gerne hier



Ein Kunstwerk über die Verliebtheit. Der überwältigenste Film, der sich tief in mein Herz drückte. 

2. Happy Together 10/10
Wong Kar Wais vielleicht seelenschwerster Film. Über die Verlorenheit der Liebe und ihre herzzerreißende Wahrheit.

3. In the Mood for Love 10/10
Die Liebe braucht keine Worte, sie braucht nur Blicke und Verbundenheit. Genau das zeigt Wong Kar Wai in seinem audiovisuellen Meisterwerk der komplizierten Liebe.

4. Fallen Angels 9/10
Eine möderische Liebesgeschichte. Emotional und komisch wie kein zweiter.

5. Ashes of Time 8.5/10
Der schönste Film in Curryfarben und der Kampf in der Liebe.

6. 2046 8/10
Wong Kar Wais erwachsenstes Werk; wunderschön aber ebenso langatmig, dass es auch irgendwann reicht.

7. The Grandmaster 8/10
Wong Kar Wai mal anders: Leider weniger große Gefühle, die auf den Zuschauer einprasseln, sondern große Momente der Historie und Kampfkunst.

8. My Blueberry Nights 7/10
Wong Kar Wai goes America, Jude Law und Norah Jones in love. Süß, nett, aber auch eher weniger beachtlich.

9. Days of Being Wild 7/10
Netter Vorläufer zahlreicher Kunstwerke.

10. As Tears Go By 6/10
Recht belanglos in seiner Inszenierung, kaum beeindruckend, schlecht ist Wong Kar Wais Erstlingswerk trotzdem nicht.


Montag, 17. Juni 2013

Mein Filmranking: Lars von Trier.

Warum ich Lars von Trier so liebe? Lesen Sie gerne hier



1. Melancholia 10/10
Weil so überwältigend persönlich, weltzerstörerisch und wunderschön. 

2. Antichrist 10/10
Weil kein anderer Film jemals so viel Seele des Schöpfers selbst beinhaltete wie dieser.

3. Nymphomaniac: Teil 1 10/10
Weil für mich einzigartig, komisch, schön, traurig, zerreißend.

4. The Element of Crime 9/10
Weil ein beeindruckender Brocken von Kunst.

5. Dancer in the Dark 9/10
Weil so einfühlsam, tragisch und Björk.

6. Dogville 9/10
Weil bewegendes, revolutionäres Kino in Stil und Anspruch.

7. Breaking the Waves 9/10
Weil Liebe naiv ist.

8. Nymphomaniac: Teil 2 9/10
Weil zerstörerisch.

9. Europa 8.5/10
Weil hypnotisierende, aufwühlende Bahnfahrt.

10. Manderlay 7.5/10
Weil fast so schön wie Dogville.

11. Idioten 7/10
Weil interessant und echt wie kein zweiter und ebenso hässlich.

12. Epidemic 6/10
Weil nette Idee, nette Umsetzung,

13. The Boss of It All 5/10
Weil nur Danny Boyle gekonnt durch Genres tapsen kann und darf.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Mein Filmranking: Alejandro González Iñárritu.

Die nächsten Tage folgt eine Reihe der besonderen Art: Die (Meister)werke meiner Lieblingsregisseure in einem wahnsinnig spannenden Ranking! Verpassen Sie es lieber nicht! Den Anfang macht meine ewige Nummer: Alejandro González Iñárritu. Warum ich ihn so liebe? Lesen Sie gerne hier. Hoody wünscht Ihnen viel Spaß. 

1. Babel 10/10
Weil das riesigste, bewegendste und figurennächste Drama, das ich jemals gesehen habe. 

2. 21 Gramm 10/10
Weil so nachdrückend und deprimierend wie kein Zweiter auf der ganzen Welt. 

3. Amores Perros 10/10
Weil mein erster Iñárritu, er mich umhaute, beklemmte und hiehin brachte, wo ich stehe.

4. Biutiful 9/10
Weil wieder so überwältigend in seiner Erzählung. 

Dienstag, 11. Juni 2013

Xavier Dolans neuer Film »Laurence Anyways«: Er ist erwachsen!

Laurence Anyways
Drama | Kanada/Frankreich 2012 | 159 Minuten | Regie: Xavier Dolan



Es kommt einem etwa so vor, als sei Xavier Dolan erwachsen geworden. Keine Spur mehr von schwarzweißen Selbstnahaufnahmen im Badezimmer von hier und nochmal von oben oder kleinen Eifersuchteleien unter Dreien. Seine Spielerei in Bild und Ton sind entfernter von dem, was Idioten »hipster« nennen, und Dolans Gespür dafür, seine Geschichte charakterlich nahe und empfindsam zu erzählen, macht seinen dritten Spielfilm zu seinem sicherlich ausgereiftesten Werk. Tragisch, manchmal sogar mit etwas Komik, erinnert Dolans Film an eine Mischung aus Almodóvars Sonderbarkeiten und Truffauts Liebeswirr, die herrlich leicht und schick um die Ecke kommt – vielleicht wie ein unerwartetes Treffen. Er weiß die Höhen und Tiefen seiner Figuren zu zeichnen und Kleidung regnen zu lassen; und es gibt Schauspielkunst vom Feinsten – abgesehen von den wunderbar besetzten Hauptrollen entdeckte ich die großartige Catherine Bégin, die furchteinflößende alte Dame aus »Martyrs« – und musikalische Einsätze von Depeche Mode oder Visage (magischer Kinomoment: http://www.youtube.com/watch?v=C0NiPPlx2LY). Es scheint, als hätte Dolan sich gefunden, wenn auch nicht komplett mich. Trotzdem: Sein ausgewachsenster und ein schöner Film über die etwas andere Art der Liebe.



Mittwoch, 5. Juni 2013

Billy Wilder – Mein Kerlchen mit dem Herzen am rechten Fleck.


»A director must be a policeman, a midwife, a psychoanalyst, a sycophant and a bastard.«

Billy Wilders Filme sind große Klassiker, die in einen überwältigenden Zustand der Nostalgie führen. Sie treffen ins Herz und zaubern in ihre Welt. Doch was macht Billy Wilder so unwiderstehlich? Na ja, er liebt eben seine Figuren und daher lieben wir ihn und seine Sympathie für Jedermann. Er liebt die hübschen Blondinen, die gerade oben neu eingezogen sind, oder den Frauenchor mit zwei als Frauen verkleideten Kerlchen. Er liebt den Vater, der alleine im heißen Sommer in New York zurückbleibt und prompt der scharfen Nachbarin verfällt, oder den einsamen Kerl, der sein Apartment an die Arbeitskollegen vermietet, um endlich befördert zu werden. Er liebt die süße Prostituierte Irma, die Musik studierte und eigentlich Konzertpianistin werden wollte, doch nun zu diesem Gewerbe fand. Und er liebt sogar den armen jungen Mann, der sich auf dem Lebensweg verlaufen hat und nicht mehr vom Alkohol wegkommt. Oder die alternde Diva, dessen Zeit abgelaufen ist und die nunmehr ein ebenso einsames wie suizidales Dasein pflegt.

Was Billy Wilder ausmacht, ist seine Ode an das Gute im Menschen, das sich eigentlich in fast jedem von uns wiederfinden lässt. Seine Helden sind tollpatschige, liebenswürdige Männerfiguren wie der tapsige Spielplatz-Polizist Jack Lemmon in »Das Mädchen Irma La Douce«, Tony Curtis und Jack Lemmon in »Manche mögen’s heiß«, die sich als Frauen verkleiden, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, William Holden, der sich in »Sunset Boulevard« in einer Schaffenskrise befindet, oder Tom Ewell, der völlig ungeschickt und unbeholfen vor Liebe in »Das verflixte 7. Jahr« agiert. Billy Wilders Figuren brauchen keine großen Heroen oder Sieger zu sein, um die Helden unserer allen Herzen zu sein. Sie sind Menschen wie Du und Ich. Sie alle kämpfen mit ihren kleinen oder größeren Problemen, sie alle haben ihren eigenen Alltag, manchmal können Menschen Menschen helfen, manchmal geht alles gut aus, meistens siegt der, die oder das »Gute«. Manchmal nicht.

Denn manchmal ist es fatal und pessimistisch. In einem meiner Lieblingsfilme von ihm »Frau ohne Gewissen« vermittelt er uns ein Menschenbild, das auf den ersten Blick höchst trügerisch und hinterhältig ist – grandios gespielt die Femme fatale von Barbara Stanwyck und Fred MacMurray als ihr Komplize. Doch besonders die männliche Hauptfigur erscheint uns so nahe, dass wir uns fragen müssen: Sind nicht gerade auch diese Gefühle äußerst menschlich? Wie weit muss MacMurray gehen für die Frau, die doch gerade sein Herz zutiefst eroberte? Sie hingegen liebt ihren Mann nicht mehr, will ihn loswerden. Und dabei noch ordentlich absahnen. Wilder zeigt uns – geprägt vom Pessimismus der damaligen zeitaktuellen historischen Ereignisse –, dass auch solche Gefühle wie Hass in uns schlummern können. Hier provoziert er ihn bis aufs Äußerste: Er führt bis zum Mord. Er fragt den Zuschauer nach der Moral.

Erstaunlich ist es aber doch, wie er es in seinem Film »Das Mädchen Irma La Douce« konkret auf den Punkt bringt: »Das ist die Geschichte von Irma La Douce. Eine Geschichte voll Leidenschaft, Blutvergießen, Sehnsucht und Tod. Kurz: Alles, was das Leben lebenswert macht.« Tja, das ist es, trotz überspitztem Unterton. Die Welt und das Leben und der Mensch. Bei Billy Wilder gehört all der Schmerz, die Schwierigkeit und Last zum Leben, ohne dabei irgendetwas zu verharmlosen, aber vor allem auch ohne irgendetwas aufzupusten. Da darf im Gerichtssaal auch mal über den lieblichen alten Herrn Anwalt – der Wahnsinn: Charles Laughton als Sir Wilfried in »Zeugin der Anklage« – gegrinst werden, eine Fahrt zum Polizeipräsidium zu einem spaßigen Erlebnis eines von Prostituierten umringten Polizisten und die Nazigesellschaft zur absoluten Lachnummer werden.

Mit voller Liebe zu seinen Figuren geht es auch in seinem Meisterwerk »Manche mögen’s heiß« zu, wenn es am Ende auf die Äußerung des als Frau verkleideten Jack Lemmon »Ich bin ein Mann!« vom Boot fahrenden Joe E. Brown heißt: »Na und. Niemand ist vollkommen. « Billy Wilder, so tolerant er ist, erschafft einen der größten Kinomomente der Filmgeschichte und beweist wie selbstverständlich, dass die Liebe keine Geschlechter oder Oberflächlichkeit kennt, um Liebe zu sein. Sie ist dieselbe Liebe. Ähnliche Rufe können wir auch in einer Szene aus »Das Mädchen Irma La Douce« erhören, in der der Protagonist die Nacht mit einer Prostituierten verbringen will und dann zuerst Zeitungen vor die Fenster klebt, damit sie keiner sehen kann: »Bedenken Sie doch mal in was für einer bösen Welt wir leben. Liebe ist illegal, aber Hass nicht. Man darf jeden Menschen hassen, wann und wo man will. Und kein Mensch ist darüber empört. Aber wenn man jemanden liebhaben will, dann muss man sich in der dunkelsten Ecke verstecken.« Wie es dort auf das Zusammenleben mit einer Prostituierten bezogen ist, so können wir einen noch viel zeitaktuelleren Ruf nach Freiheit der Liebe entziehen wie die Homoehe. Denn eine Handvoll Männer Hand in Hand und Arm in Arm im »Stalag 17« zu »I Love You« tanzen zu lassen, ist für Billy Wilder nichts sonderlich Ungewöhnliches.

»I have ten commandments. The first nine are, thou shalt not bore. The tenth is, thou shalt have right of final cut.«

Wenn ich Billy Wilder gucke, kommt mir das Leben für eine Weile ein bisschen leichter vor. Sensibel, eben ein echter Krebs. Und Billy, gelangweilt hast du mich nie. 


Samstag, 1. Juni 2013

Kommentarlose Bewertungen #11: Mai 2013.


Pünktlich zum Monatsanfang mein Rückblick auf kommentarlose Bewertungen im Mai. Von Truffaut über Tsai Ming-liang bis zu Argento und Billy Wilder sind auch ein paar neuere Werke dabei. Wer das gerade liest, fühle sich gedankt. 

Stalag 17 | Drama | USA 1953 | Regie: Billy Wilder | 8/10

Das Mädchen Irma La Douce | Komödie | USA 1963 | Regie: Billy Wilder | 9/10

Piranha 3D 2 | Horror | USA 2012 | Regie: John Gulager | 2/10

Piranha 3D | Horror | USA 2010 | Regie: Alexandre Aja | 6.5/10

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe | Horror | Italien 1970 | Regie: Dario Argento | 5/10

Tenebrae | Horror | Italien 1982 | Regie: Dario Argento | 5/10

Visage | Drama | Belgien/Frankreich/Niederlande/Taiwan 2009 | Regie: Tsai Ming-liang | 9/10

I Don’t Want to Sleep Alone | Drama | Malaysia 2006 | Regie: Tsai Ming-liang | 8/10

Das Fleisch der Wassermelone | Drama | Kanada/Frankreich/Taiwan 2005 | Regie: Tsai Ming-liang | 7.5/10

Goodbye, Dragon Inn | Drama | Taiwan 2003 | Regie: Tsai Ming-liang | 9/10

Der Fluß | Drama | Taiwan 1997 | Regie: Tsai Ming-liang | 8/10

Almanya – Willkommen in Deutschland | Komödie | Deutschland 2001 | Regie: Yasemin Samdereli | 7/10

Ein Sommer zum Verlieben | Drama | Taiwan 1991 | Regie: Edward Yang | 7/10

Bee Movie – Das Honigkomplott | Animationsfilm | USA 2006 | Regie: Steve Hickner & Simon J. Smith| 6/10

Der Mann, der die Frauen liebte | Liebesfilm | Frankreich 1977 | Regie: François Truffaut | 5/10

Tisch und Bett | Liebesfilm | Frankreich 1970 | Regie: François Truffaut | 8/10

Geraubte Küsse | Liebesfilm | Frankreich 1968 | Regie: François Truffaut | 8/10

Fahrenheit 451 | Science-Fiction | Großbritannien 1966 | Regie: François Truffaut | 7/10

Dead Zone | Horror | USA 1983 | Regie: David Cronenberg | 3/10

Dead Man Down | Thriller | USA 2013 | Regie: Niels Arden Oplev | 5/10

The Broken Circle | Drama | Belgien/Niederlande 2012 | Regie: Felix Van Groeningen 8/10

Perfect Blue | Anime | Japan 1997 | Regie: Satoshi Kon | 9/10