Dienstag, 11. Juni 2013

Xavier Dolans neuer Film »Laurence Anyways«: Er ist erwachsen!

Laurence Anyways
Drama | Kanada/Frankreich 2012 | 159 Minuten | Regie: Xavier Dolan



Es kommt einem etwa so vor, als sei Xavier Dolan erwachsen geworden. Keine Spur mehr von schwarzweißen Selbstnahaufnahmen im Badezimmer von hier und nochmal von oben oder kleinen Eifersuchteleien unter Dreien. Seine Spielerei in Bild und Ton sind entfernter von dem, was Idioten »hipster« nennen, und Dolans Gespür dafür, seine Geschichte charakterlich nahe und empfindsam zu erzählen, macht seinen dritten Spielfilm zu seinem sicherlich ausgereiftesten Werk. Tragisch, manchmal sogar mit etwas Komik, erinnert Dolans Film an eine Mischung aus Almodóvars Sonderbarkeiten und Truffauts Liebeswirr, die herrlich leicht und schick um die Ecke kommt – vielleicht wie ein unerwartetes Treffen. Er weiß die Höhen und Tiefen seiner Figuren zu zeichnen und Kleidung regnen zu lassen; und es gibt Schauspielkunst vom Feinsten – abgesehen von den wunderbar besetzten Hauptrollen entdeckte ich die großartige Catherine Bégin, die furchteinflößende alte Dame aus »Martyrs« – und musikalische Einsätze von Depeche Mode oder Visage (magischer Kinomoment: http://www.youtube.com/watch?v=C0NiPPlx2LY). Es scheint, als hätte Dolan sich gefunden, wenn auch nicht komplett mich. Trotzdem: Sein ausgewachsenster und ein schöner Film über die etwas andere Art der Liebe.



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