Samstag, 30. Juni 2012

Béla Tarrs 'Die werckmeisterschen Harmonien' und der überwältigende Anblick eines Walkadavers.

Werckmeister harmóniák
Drama | Ungarn/Deutschland/Frankreich/Italien 2000 | 145 Minuten | Regie: Béla Tarr

Mit melancholischen Klängen von Mihály Vig, trüben schwarz-weiß-Aufnahmen und einem fast ständigen Beisammensein mit dem liebenswerten Protagonisten János ein einziges Kunstwerk über Empfindungen und Hemmungen, doch ist der Film dabei die größte Empfindung selbst. Sicher ist Béla Tarrs 'Werckmeister harmóniák 'nicht unbedingt ein Film, den man immer wieder sehen wird oder muss, sondern ein Film, an dem man teilhaben wird.



Béla Tarrs 'Verdammnis' und eine hoffnungslose Zukunft.

Kárhozat
Drama | Ungarn 1988 | 120 Minuten | Regie: Béla Tarr

Gesanglicher Ohrenschmaus, verregnete Bilderpracht, atmosphärische Vollkommenheit. Und um nur eins vorweg zu sagen: Béla Tarr, ich liebe dich bereits jetzt. 

Doch ist es teilweise einfach „nur“ blanke, impressive Atmosphäre, die für sich selbst spielt. Manchmal ist es nur diese eine Perspektive, manchmal nur ein Dialog. Manchmal nur die traditionelle Volksmusik und manchmal nur der bildhafte Anblick der Titanik Bar im betrübenden Regenguss. Béla Tarrs 'Kárhozat' zeichnet eine verlorene Welt – wie der Titel ansatzweise auch verrät, eine Welt der Verdammnis. Der Protagonist Karrer schaut eindruckslos und isoliert aus dem Fenster, beobachtet die Wirtschaft, das Treiben der Arbeitstiere dort draußen. Vielleicht eine Welt, in der nichts anderes mehr zählt. Eine freudlose Zukunftsfiktion, in der die Arbeit und der Handel gegen das Leben und das Vergnügen gesiegt haben. Letzter Ausweg oder kurzzeitige Flucht stellt für die Bürger die Bar dar, in der Karrer der Barsängerin hinterherschwärmt. Neben seinem eher tristen Leben eine Hoffnung, die es zu erreichen wert wäre. Dabei stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht vielmehr in Verfahrenheit verläuft als Glück bedeutet. 
Sicher ist Tarrs 'Kárhozat' nicht unbedingt handlungstechnisch durch seine eher nebenbei herlaufende Kriminalhandlung das, was man ein Meisterwerk nennt, aber inszenatorisch ein totalitäres Kunststück. Oder wie Béla Tarr sein Werk selbst beschreibt: „Es geht um die Landschaft, um die Elemente und die Natur, um eine eigenartige Welt, in der es nichts mehr gibt. Um die Frage, ob man heutzutage wirklich von Perspektiven sprechen kann oder lediglich von der Perspektive der Hoffnungslosigkeit. Es geht hier um Glauben, Illusionen und Möglichkeiten.“ 




Ein Seelenblick mit Ingmar Bergmans 'Persona'.

Persona
Drama | Schweden 1966 | FSK 12 | 84 Minuten | Regie: Ingmar Bergman

Zwei Frauen. Allein. Die eine schweigend und nicht weniger apathisch als ein starres Chamäleon, die andere eine offen erzählende Optimistin. Die andere redet ohne Bedenken, während die eine die andere still studiert. Was bedeutet ein Lächeln, was ein ausdrucksloser Mundwinkel? Wie sehr vertrauen, wie sehr misstrauen? Wer bin ich und wer ist sie? Ein Film, bei dem man sich bei keiner Deutung sicher sein kann. Gerade deshalb so interessant. Ein einziger, kräftiger Seelenblick des Menschseins. 





Donnerstag, 28. Juni 2012

Das Gefühlschaos eines jungen Mannes: 'Hallam Foe – This Is My Story'

Hallam Foe
Tragikomödie | Vereinigtes Königreich 2007 | FSK 12 | 96 Minuten | Regie: David Mackenzie

Die Gelassenheit und das Gespür, mit welchem David Mackenzie seine Geschichte eines heiklen jungen Kerls erzählt und dennoch eine anziehende Spannung aufbaut, ist famos. Schnell wird klar: Hallem hat Probleme. Hallem weiß nicht, wer er ist, was er soll, wie er soll und vor allem was seine Stiefmutter hier soll. Wir begleiten ihn auf seiner Jagd nach sich selbst, der Verfolgung irgendeiner Bestimmung; oder einfach den Weg eines jungen Mannes, der erwachsen wird. 
Nicht zuletzt dank der ausgereiften Darbietung von Jamie Bell eine traumhaft starke britische Indietragikomödie, gebrandmarkt von einer mal mehr, mal weniger behaglichen Atmosphäre, einem außerordentlichen Soundtrack und dem Gefühlschaos eines verwirrten jungen Menschen. 





Mittwoch, 27. Juni 2012

'Mr. Nobody' und die verzichtbare Erfahrung der Übervisualisierung.

Mr. Nobody
Science-Fiction/Drama | Frankreich/Belgien/Kanada/Deutschland 2010 | FSK 12 | 138 Minuten | Regie: Jaco van Dormael
[3/10]

„Das ist der schönste Tag in meinem Leben.“

'Mr. Nobody' strahlt wie ein Asteroid am Himmelszelt; unangenehm blendend hell, erfüllt von Engelskindern mit farbenfrohen Kleidern, einem Jared Leto mit seinen himmlisch blauen Augen, einem schwulstigen Haufen familienfreundlicher, stellenweise leider auch enorm flacher Lebensphilosophie und teilweise sehr verfehlter, phrasenhafter Muckelmusik. Das Zukunftsbild im 08/15 Metropolis-Look schaukelt eher belächelbar daher, doch das Tödlichste ist Dormaels Überladung und gleichzeitige Leere: Übervisualisiert, schlagartig effekthascherisch ist 'Mr. Nobody' irgendwo viel zu viel und dennoch ungeheuer wenig und leer. Von atmosphärischen Brüchen, der theatralischen Art und dialogbratzigen Eierei ganz zu schweigen. Die Emophasen fand ich allerdings super. 




'Komm und sieh!' – Der zerdrückende Schlag.

Idi i smotri
Antikriegsfilm | Russland 1985 | FSK 16 | 146 Minuten | Regie: Elem Klimov
[8/10]
'Idi i smotri'. Ein Film, viel zu eindringend, als dass man ihn niederschreibend wieder hochkommen lassen könne. Die Kindheit, Freundschaft, Familie und ein gnadenloser Krieg. Hässlich, niederschmetternd, unüberhörbar. Ich kam und ich sah.




Dienstag, 26. Juni 2012

David Yates auf seinem Potter-Höhepunkt: 'Harry Potter und der Halbblutprinz'

Harry Potter and the Half-Blood Prince
Fantasy | USA 2009 | FSK 12 | 153 Minuten | Regie: David Yates
[9/10]
Mit einer nie zuvor dagewesenen Detailverliebtheit, einer einmaligen Ruhe und einem Gespür für das Innerste sowie der langsamen Ausführung ist 'Harry Potter and the Half-Blood Prince' mit '… the Prisoner of Azkaban' mein Liebling der traumhaften Fantasy-Ära. So düster, kühl und ruhig, für einen manchen vielleicht ermüdend, erschafft David Yates in einer deutlichen Sicherheit für Ästhetik, Effekt sowie Gefühlsgewirr eine annähernd poetische Fantasy-Schönheit. Schöpferisch agiert mit Kummer, seiner aufwühlenden, deprimierend zerstörerischen letzten halben Stunde und dem hoffnungslosen wie gleichzeitig hoffnungsvollen Ende ein unvergesslicher Fantasy-Rausch mit der imponierenden Schlagkraft, einen einmaligen Einblick in Voldemorts Vergangenheit zu bekommen. 
„Mir ist nie aufgefallen, wie wunderschön Hogwarts ist.“ 



Freitag, 22. Juni 2012

'Possession'. Des Teufels Tobsucht.

Possession
Horror/Drama | Frankreich/Deutschland 1981 | FSK 16 | 127 Minuten | Regie: Andrzej Żuławski

'Possession' zeigt ganz wunderbar, dass die Darstellung von einer psychosomatischen Spirale, dem Teufelskreislauf einer Beziehung und der Verzweiflung sowie defensiver Verstörung auch einfach beschissen sein kann. Durchtrieben von einem atemberaubenden Irrsinn und albernen Impulsen, um mutmaßlich einem Tiefsinn gleichzukommen, schauspielerischen Schwächen und atmosphärischer Kraftlosigkeit gleicht Żuławskis 'Besessenheit' eher einem pseudotiefen, provokanten Misthaufen als einer – wie umworben – schwermütigen Meisterleistung.


Samstag, 16. Juni 2012

'Dogville' - Lars von Triers Vorführung der Dorfmoral.

Dogville
Sozialdrama | Dänemark / Schweden / Norwegen / Frankreich / Niederlande / Finnland | FSK 12 | 177 Minuten | Regie: Lars von Trier

'Dogville' ist für mich nicht Lars von Triers ergreifendster, aber mit Sicherheit sein urteilssicherster sowie in gewisser Weise progressivster Film. „Hundedorf“ oder „Dorf der Hunde“, sein von vielen ebenso gelobtes wie verworfenes Werk, zeichnet aber neben seiner „Neuerfindung des Kinos“ ganz besonders eins: den dünnen Pfad zwischen Vorsicht und Ungerechtigkeit, Moral und Versuchung sowie Unverschämtheit. Ganz ähnlich, aber weitaus weniger humoristisch, wie Dürrenmatt es einst schriftlich tat, lässt er eine Art „Besuch der alten Dame“ spielen. 

Das Ausnützen in allerlei Formen 

Hier strandet Grace. Die Einwohner von Dogville missbrauchen sie. Und warum? Weil sie es können. Grace ist durch ihre Not und Hilfsbedürftigkeit bestechlich geworden. Sie benötigt Hilfe, sie ist hilflos. Einerseits geben Dogvilles Einwohner ihr genau diese, nämlich ein Versteck, aber sie gehen viel weiter und nutzen Graces (vorgegebene) Verlorenheit für sich aus. Und Grace tut zunächst nichts anderes, als sich dem hinzugeben, es über sich hingehen zu lassen. „Wie ein Patient, der sich hilflos seiner Krankheit ergibt“, wie der wunderbare Erzähler John Hurt, es in Worte fasst. Und auch wenn [Achtung Spoiler] alles nur ein Experiment in Anführungsstrichen gewesen sein mag, wie es im finalen Dialog mit dem Vater klar wird, sie viel mehr gespielt und getestet hat, weil sie Dogvilles Einwohner auf einem weniger intellektuellen Standpunkt gesehen hat als sich selbst – Stichwort: Graces Arroganz –, wird doch das Laster und die Schuld der Taten nicht geringer, sondern erhält noch eine gewaltige Wende und einen Tritt ins Gesicht des erwischten Betrachters. [Spoiler Ende]

Der Verris auf den amerikanischen Traum
 
Neben all den Sünden eines Dorfidylls sowie allein damit, dass sich Grace letzten Endes [Achtung Spoiler] mehr oder weniger für die Gangsterbande entscheidet, die doch die ganze Zeit der Grund dafür war, sich weiterhin im Dorf versteckt zu halten, [Spoiler Ende] zeigt Lars von Trier, dass die „Harmlosen“, das arme, rustikale, hinterwäldlerische Dorf, dem Bösen, den Gangstern, niederer kommt. „Die Welt ist schlecht und die Menschen noch viel schlechter.“ Ja, weil es immer öfters der Fall ist. Jedoch deutet Dogville gleichermaßen eine unverzagte Kritik auf den großen amerikanischen Traum – wie Popqueen Madonna es im selben Jahr in ihrem Song „American Life“ sang: „I’m just living out the American Dream and I just realized that nothing is what it seems” – „Ich lebe bloß den amerikanischen Traum und ich habe gerade realisiert, dass nichts so ist, wie es scheint“. 

Ein Film als Theater 
ein Film der Vollendung

Aber dennoch: Wie schön ist es, wenn die zurückhaltende Musik aus dem Nirgendwo erklingt; wenn der Erzähler neben dem nahezu rührenden Geschichtenvorlesens der Ironie verfällt („Dogville mag ja ein abgelegenes Dorf sein, gastfreundlich war es dennoch“, scherzt er, als der Film dem Ende zuläuft und bereits längst das wahre Gesicht des Provinzdörfchens enthüllt wurde); das neunte Kapitel frotzelnd verrät, dass alles alldieweil doch eigentlich nur auf den einen Augenblick zulief („Neuntes Kapitel, in welchem Dogville den lang erwarteten Besuch erhält […]“); oder die vollendete Schauspielschar – Paul Bettany und Nicole Kidman in den Hauptrollen allen vorweg – ihren Rollen Leben schenken. 
„[…] Vielleicht treibt er damit eine Menge Leute aus dem Kino. Aber diejenigen, die bleiben, können ein kleines Wunder erleben.“ – epd Film. 





Dienstag, 12. Juni 2012

'Caché' - Prof. Dr. Dr. Haneke lehrt das Spießbürgertum.

Caché
Thriller | Frankreich/Österreich/Deutschland/Italien 2005 | FSK 12 | Regie: Michael Haneke

„Ist das ein Spiel?“ 
Jenseits jeder Faszination lässt Haneke in unbegreiflicher Uninteressantheit den okzidentalischen 'Lost Highway' der Bourgeoisie beleben. Und dieser ist also tatsächlich der Meinung, der Mensch sei aufgrund Äußerungen, Lügens und Verratens im Kindesalter von sechs Jahren Schuld am verkackten Leben eines pathologisch nachtragenden Vaters, und dass erstgenannter nun ein abgründiger Mistkerl ist, weil dieser sich die Schuld nicht eingestehen kann. Zeit vergisst ja nie und keine Tat bleibt unbezahlt. Auf dass Michel einen dicken Essay im Feuilleton erhielt, denn der gute Mann ist natürlich ein unbeschriebenes Blatt, der reinste Mensch der Menschheit ohne jegliche Vergangenheit und Sünde. Auf dass der gebildete Zuschauer seinen inneren Intellekt finden wird, denn Herr Prof. Dr. Dr. Haneke ist ja so anstrengend, anspruchsvoll und zeigt dem Publikum gekonnt den Mittelfinger. Juliette Binoche spielt schlecht. 
„Warum haben Sie solche Angst, Monsieur?“



'Der weiße Hai'. Daniela Katzenbergers Lieblingsfilm.

Jaws
Horror | USA 1975 | FSK 16 | Regie: Steven Spielberg

'Der weiße Hai'. Daniela Katzenbergers Lieblingsfilm. Ein Klassiker des Horrors; weder genial noch clever, dennoch in 120 Minuten weder langatmig noch unterhaltungsarm. Ein getrickster Tiefseeschatz, der noch lange verstaubt am Meeresboden liegen bleiben und mich erfüllt von Angst und Beklemmung zerfressen darf.


'Outbreak - Lautlose Killer' bricht nicht aus.

Outbreak
Thriller | USA 1995 | FSK 12 | Regie: Wolfgang Petersen

Anstatt sich an irgendeiner Konfliktbetrachtung zu orientieren, dient die Epidemie in 'Outbreak' vielmehr als Mittel zum Zweck: Der Schaffung eines spannungs- und actiongeladenen Thrillers mit einem Hauch Romantik und einer schnuffigen Dorfgeschichte eines bürgerlichen Kleinortes irgendwo in Amerika. Insofern bezüglich des Unterhaltungswertes nichts arg Ungünstiges, doch mit der fatalen Nebenwirkung, eigentlich nie tiefer als an der typischen 90er-Thriller-Oberfläche zu treiben, besonders angesichts der zweiten Bääm-Bääm-Hälfte. Mit Steven Sonderberghs sechzehn Jahre aktuellerem 'Contagion' ist man sowohl realistisch-sachlich gesehen als auch hinsichtlich seiner Kraft zu Ergreifen und Aufzurütteln besser bedient.


Dienstag, 5. Juni 2012

Antifaszination mit 'The Limits of Control'

The Limits of Control
Thriller | Spanien 2009 | FSK 12 | 116 Minuten | Regie: Jim Jarmusch

Ätzend gearthaust in seinen ach so ausgefallenen Kameraeinstellungen und seltenen, aber umso unbeschreiblich bekloppteren Dialogen auf Tiefsinn getrimmt. Manche Filme können sich eine derartige Langsamkeit und Stille erlauben, 'The Limits of Control' ist leider nicht so einer. In seinen 110 Minuten Laufzeit begleiten wir nicht mehr als einen schwarzen Mann ins Café, schauen ihm beim Yoga zu oder beobachten ihn beim Streichholzschachtelaustausch. In jeder Sekunde sowas von uninteressant und antifaszinierend, weder künstlerisch in seinen Bildarbeiten noch in den stupiden Klängen des Klischeethrillergedusels. Einzige Blickpunkte bleiben viel zu kurz kommende Auftritte von Schauspielhelden wie Tilda Swinton, John Hurt, Bill Murray oder Gael García Bernal [würdigend im Gedächtnis verblieben aus Iñárritus Meisterwerken 'Amores Perros' oder 'Babel']. Bleibt nur noch die Frage, wieso Jarmusch nun seine Hauptrolle mit einem derart dürftigen Isaach de Bankolé besetzt.


Freitag, 1. Juni 2012

'Der schmale Grat'. Krieg ist scheiße. Die Welt nicht.

The Thin Red Line
Antikriegsfilm | USA 1998 | FSK 16 | Regie: Terrence Malick

In nahezu unerträglicher Emotionalität zeichnet Terrence Malick den Krieg im Paradies und übergeht dabei weitaus das Tragbare eines Zuschauers. Er reißt quasi in einen Strudel der Qual. Zum einen aufgrund seines bitter bewegenden Kontrasts des Naturreichs und der Gewaltsamkeit, zum zweiten ist es der erschütternde Einblick in das Wesen eines Menschen, der gerade erfüllt von Todesangst eine Arbeit zu verrichten hat, die im Grunde nichts anderes bedeutet als Morden. Getragen von der Lebensphilosophie eines Denkers belebt Malick Gedanken, Erinnerungen und Sehnsüchte; Familien, heile Welten, und das, was der Mensch daraus machen kann. Bilder bodenloser Schönheit erzählen die Ungerechtigkeit. Wie schön ist es hier? Wie schön dürften wir es haben? Palmenblätter wie beflügelt im Wind, Felsen in unberührtem Gewässer erstrahlend in Abendröte, Strände im Sonnenuntergangsschein. Aber wie grässlich treibt der Mensch sein Unwesen, macht alles zunichte? Auf grünendem Boden, vor reifenden Früchten, auf sprießenden Bergen, unter Palmen und inmitten eines erholten Dschungels, dem Zuhause und Biotop eines ganzen Tierreichs. Die hilflose Natur, die schuldlosen Lebewesen schauen zu, wie der Mensch alles töricht zerstört, und fragen sich: „Was soll das eigentlich? Wie lange noch? Und wofür?“. Für sie unbegreiflich. Genau wie früher oder später dem Zuschauer selbst. Die Welt könnte viel zu schön sein, als dass wir sie bekriegen sollten. Orte, Menschen, Kulturen und eine Natur, die es nicht wert wäre, sie durch unsere „Probleme“ zu vernichten. Doch die Botschaft ganz unmissverständlich erscheinend, ist es doch die Innerlichkeit des Films, die grenzenlos überwältigt. 'Der schmale Grat' wühlt und ergreift. Er beinhaltet Seelen. Terrence Malick dokumentiert nicht nur einen Krieg. Er blickt in den Geist eines mordenden Menschen. Gespielt von einer Schauspielkraft der First-Selection.

„Warum herrscht dieser Krieg im Herzen der Natur? Warum bekriegt die Natur sich selbst? Kämpft das Land gegen die See? Gibt es eine rächende Kraft in der Natur? Nicht nur eine, sondern zwei?“